Über 40 Jahre engagierte Lehre
„Mancher von uns weiß es aus eigener Erfahrung, aber auch von den Studierenden hören wir, wie engagiert unsere Preisträgerinnen die Zahnmedizin an Frau und Mann bringen“, sagteDr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, bei der Verleihung des Preises im Harnack-Haus der Max-Planck-Gesellschaft Berlin. Leidenschaft für den Beruf, Engagement, Wissensdurst und Forscherdrang zeichneten die beiden Professorinnen dabei ebenso aus, wie Verständnis für die Belange, Sorgen und Nöte der Studierenden.
Heegewaldt betonte, wie entscheidend persönliches Engagement und pädagogisch-didaktische Kompetenzen seien, um medizinischen Fortschritt an die Studierenden weiterzugeben – und damit eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen.
Die Preisträgerinnen
Prof. Dr. Ingrid Peroz kam aus Lauf in Baden zum Studium an die Freie Universität Berlin. Ab 1985 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Klinische Prothetik an der Zahnklinik Nord und promovierte 1987 bei Prof. Dr. Eveline Meyer mit ihrer Dissertation „Auswirkungen verschiedener Desinfektionsmittel an Polyäther-, Polysulfid- und Silikonabformmassen auf die Dimensionsstabilität und Härte der Gipsausgüsse“. Im Jahr 2000 wurde sie zur Oberärztin der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre an der Charité ernannt und habilitierte 2004 mit „Untersuchungen zur Diskusverlagerung ohne Reposition am Kiefergelenk“ bei Prof. Dr. Klaus-Peter Lange. Ab 2010 hatte sie fünf Jahre lang die kommissarische Leitung der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre inne. 2017 erhielt sie ihre Professur. Peroz ist Spezialistin für Prothetik der Deutschen Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien e. V. (DGPro), Spezialistin für Funktionsdiagnostik und -therapie der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) und forscht neben der Funktionsdiagnostik und -therapie zu CMD und Tinnitus, CMD und Psychosomatik, zu Totalprothetik, Alterszahnmedizin und Lehrmanagementsystem für die Zahnmedizin.
Prof. Dr. Andrea Maria Schmidt-Westhausen, gebürtige Berlinerin, studierte 1976 bis 1982 Zahnmedizin an der Freien Universität Berlin. 1983 promovierte sie bei Prof. Dr. Hans Peter Rosemeier im Fachbereich Medizinpsychologie mit dem Titel: „Affektives Erleben und Verhalten bei der zahnärztlichen Behandlung unter besonderer Berücksichtigung von Angst und Vertrauen“. Nachdem sie Mitte der 80er Jahre in Charlottenburg in eigener Praxis tätig war, zog es sie zurück an die Universität, 1985 bis 1989 als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Oralchirurgie und Zahnärztliche Röntgenologie an der Freien Universität Berlin. 1989 wurde sie Fachzahnärztin für Oralchirurgie und war bis 1997 Oberärztin an der Abteilung für Oralchirurgie und Zahnärztliche Röntgenologie, 1997 bis 2004 verantwortlich für die HIV-Spezialklinik – Klinik für orale Manifestationen. 2001 wurde sie unter Prof. Dr. Peter A. Reichart mit ihrer Habilitationsschrift „Experimentelle Studien zur Pathogenese und Therapie der oralen Candidiasis bei Immundefizienz “ für das Fach Oralchirurgie und Oralmedizin habilitiert und erhielt eine Außerordentliche Honorarprofessur der Universität Hongkong. 2004 wurde sie zur Universitätsprofessorin für das Fach Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie an die Charité Universitätsmedizin Berlin berufen und arbeitete bis zu ihrer Emeritierung 2024 als Leiterin und Lehrstuhlinhaberin des Bereichs Oralchirurgie, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie im Charité Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (CC3) Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Aus Sicht von Oralchirurgin Schmidt-Westhausen profitieren von einer lebendigen Lehre alle Beteiligten. Im Gespräch mit den zm sagte sie: „Die Begeisterung, die ich für mein Fachgebiet und die Forschung habe, war natürlich immer auch in meinen Lehrveranstaltungen präsent und hat viele Studentinnen und Studenten angesteckt – was über die Jahre wiederum eine schöne Motivation für mich war.“
Peroz, Spezialistin für Prothetik sowie für Funktionsdiagnostik und -therapie, bekräftigte ebenfalls, wie wichtig ihr der Kontakt und Austausch mit dem zahnmedizinischen Nachwuchs immer gewesen sei. Sie merkte an, dass engagierte Lehre in der akademischen Karriere stärker gewertschätzt werden sollte. „Wer sich viel Zeit für das Unterrichten nimmt, hat weniger Zeit für Forschungsprojekte und Publikationen. Hier sollte es einen entsprechenden Ausgleich geben“, sagte sie uns.