Studie

US-Pflegebedürftige im Heim sagen "No" zum Zahnarzt

dg
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Neun von zehn älteren Amerikaner in Langzeitpflege verzichten auf zahnärztliche Behandlungen während ihres Aufenthalts. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Buffalo im US-Staat New York.

In den USA verweigern fast 90 Prozent der Menschen in der Langzeitpflege zahnärztliche Leistungen - auch wenn sie kostenfrei sind. "Die Menschen sind der Meinung, dass sie nicht zum Zahnarzt müssen, wenn sie keine Schmerzen haben", sagte Frank A. Scannapieco, Leiter der Studie und Abteilungsleiter des Department of Oral Biology an der University at Buffalo School of Dental Medicine.

In der Querschnittstudie wurden zahnärztliche und medizinische Daten von mehr als 2.516 Bewohnern des Brothers of Mercy Nursing and Rehabilitation Centers in Clarence, New York ,ausgewertet, die zwischen 2008 und 2012 entlassen wurden. Informationen zum Mundgesundheitsstatus der Heimbewohner erhielten die Forscher aus Patientenakten der Pflegeeinrichtung. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug zwei Jahre, wobei fast die Hälfte der Patienten weniger als einen Monat blieb.

Zahnarztpatient im Heim: weiblich, älter und kränker

Von den insgesamt 2.516 Bewohnern nahmen 259 (10,3 Prozent) mindestens einmal während ihres Aufenthalts zahnärztliche Leistungen in Anspruch. Diejenigen, die sich zahnärztlich behandeln ließen, waren bei der Aufnahme signifikant älter (78,5 versus 82,0 Jahre, p <0,001), blieben länger (1,6 versus 3,9 Jahre, p <0,001) und waren eher weiblich (63,6 versus 75,6 Prozent, p = 0,008). Auch Bewohner mit endokrinen, ernährungsphysiologischen, metabolischen und  psychischen Störungen, Immunitätsstörungen und Kreislauferkrankungen nahmen eher zahnärztliche Leistungen in Anspruch, als Patienten ohne solche Erkrankungen.

Zahngesundheit spielt nur eine untergeordnete Rolle

Die niedrige zahnärztliche Versorgungsrate bei Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen spiegelt den Autoren zufolge ein ähnliches Problem in der Allgemeinbevölkerung wider. Daten des Centers for Disease Control und Prävention aus 2014 bestätigen die Vermutung der Forscher: Fast vier von zehn amerikanischen Erwachsenen gehen nicht zum Zahnarzt.

"Innerhalb der Bevölkerung hat die Zahnpflege einen geringen Stellenwert", erklärte Scannapieco. Finanzielle Aspekte seien ein weiterer Grund auf zahnärztliche Versorgung zu verzichten, da Medicare - die öffentliche und bundesstaatliche Krankenversicherung für ältere Menschen -  zwar zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen, aber nicht alle Behandlungen abdeckt.

Frank A. Scannapieco DMD, PhD; Summar Amir BS; Marc Salme PhD und Mine Tezal DDS, PhD ; Factors associated with utilization of dental services in a long-term care facility: a descriptive cross-sectional study,in: Special Care in DentistrySeptember 2016, doi : 10.1111/scd.12208

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