"Vereinfachung aus Bequemlichkeit?"
Leserbrief zu den Beiträgen zum„IQWiG-Vorbericht zu Parodontitistherapie – Immenser Ressourcenverbrauch bei fraglichem Nutzen“, zm 4/2017, S. 32–39.
Was würden Ethik-Kommissionen zu Studiendesigns im Kontext von PA sagen, die den Anforderungen des IQWiG entsprechen würden? Danke für Ihre detaillierte Berichterstattung und den geradezu legendären Fallschirm-Vergleich.
Ist es nicht vielleicht auch eine Frage der Bequemlichkeit und bewussten Vereinfachung, die Messlatte für die einbeziehbaren Studien so hoch zu legen, dass man nur noch wenige Studien betrachten muss (sofern dann zu dieser oder jener Fragestellung überhaupt noch welche übrig bleiben), anstelle sich mit einer Vielzahl von methodisch heterogenen Studiendesigns und in (Teil-)Aspekten manchmal auch mit widersprüchlichen Studienergebnissen herumschlagen zu müssen, die nicht metaanalysetauglich sind?
Letzteres erfordert nämlich eine tief greifende Expertise von erfahrenen Fach-Spezialisten und lässt sich nicht auf komplexe, aber standardisierbare Rechenmodelle von Mathematikern reduzieren. War das IQWiG mit dieser Aufgabe womöglich überfordert?
Das Ignorieren aller Studien und Evidenz unterhalb des allerhöchsten (gegebenenfalls nur theoretisch denkbaren) Levels birgt die Gefahr, jeglichen Fortschritt abzuwürgen, nicht nur in der Zahnmedizin, sondern auch im gesamten Feld der Medizin. Mal abgesehen von bestimmten Arzneimitteln, wo solche Standards tatsächlich realisierbar sein dürften.
Dr. Reinhard Steinmeyer,Koblenz
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