Kolumne

Verschwörungstheorien gegen Karies

mg
Nachrichten
Zweimal täglich Zähneputzen ist vielen Menschen einfach zu mühsam, das sehen Sie ja jeden Tag selbst. Darum entdecken immer mehr Verschwörungstheoretiker das Thema Mundhygiene für sich. So wie die sumbawanischen Ponyhirten.

Von einem indonesischen Server auf den kleinen Sundainseln luden sie ein Abstract auf die Website des Journal of Dentalmaxillofacial Science, dessen Inhalt seitdem in digitalen Gesprächszirkeln die Runde macht. Natürlich vorrangig bei Leuten, die ihre Kinder nicht impfen, den Platz für Hängematte und Götzenaltar im Haus auswünscheln und einen Aluminiumhut gegen die kosmische Strahlung tragen. Das bahnbrechende Forschungsergebnis: Die Milch des Sumbawa-Ponys kann helfen, Karies vorzubeugen. Wow!
Von unschönen Details wollen wir uns hier nicht die Stimmung vermiesen lassen. Denn übertragen auf die Realität bedeutet der Testaufbau der Studie, Sie müssten die süße Stutenmilch 24 Stunden im Mund behalten, um das Wachstum von Streptococcus mutans deutlich zu verringern. Dauerhaft angewandt ist das sicherlich auch eine tolle Diät.
Vor etwaigen Nebenwirkungen derartiger Praktiken sei allerdings gewarnt. So mahnte jüngst Daniela Katzenberger „Kohlsuppendiät ist Gift für Sex und Liebe“ in einem Boulevardblatt, dessen Impactfactor dem des Journal of Dentalmaxillofacial Science in nichts nachsteht. Welche Erfahrungen „die Katze“ indes mit Ponymilch gesammelt hat, konnte das Rechercheteam der zm nicht herausfinden.  
Leichter ist es, Hinweise im antiken Ägypten zu finden, wo Katzen bekanntermaßen heilige Tiere und ein Sinnbild für die Göttin Bastet waren - schon Kleopatra VII. badete in Eselsmilch. Bestimmt nur ein Überlieferungsfehler und so dolle war es um die Schönheit des letzten weiblichen Pharaos ja auch nicht bestellt. Stellen wir uns also lieber Nofretete mit ihren mandelförmigen Augen vor, die in indonesischer Ponymilch badet – will man sich der Logik von Verschwörungstheoretikern nähern, muss man sich schließlich im freien Assoziieren üben.
Jetzt schließt sich der Kreis: Die Nigerian Tribune berichtete Anfang Mai, die Terminalia chebula, also die indische Mandel, schützt als alternatives antimikrobielles Mittel Zahnfleisch und Zähne. Ursache der Wirkung ist der Ethanolgehalt. Na dann: Wohlsein.

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