Praxis-Abgeberin Uschi Adams

„Viel meiner Kraft floss in die Problembaustellen ab“

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Praxis
Zum Jahresbeginn 2023 hat Zahnärztin Ursula Adams ihre Praxis in Wentorf bei Hamburg verkauft – samt Patientenstamm und Team. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn sie hat viel erlebt. Was sie aus heutiger Sicht anders machen würde und was wieder genauso, erzählt sie hier.

Frau Adams, wie verlief Ihre Laufbahn bis zur Selbstständigkeit?

Uschi Adams: Ich habe 20 Jahre als Angestellte bei sehr versierten Zahnärzten gearbeitet, unter anderem im Prothetik-Bereich bei Prof. Alexander Gutowski. Dabei wurden meine eigenen Qualitätsansprüche an die zahnmedizinische Arbeit zunehmend höher. Als es in der letzten Praxis unkalkulierbar wurde, entschloss ich mich, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Damals war ich bereits 46 Jahre alt, hatte aber eine Menge Erfahrung. Endlich konnte ich nun mein Ding machen, mir mein Team aussuchen und meine Ansprüche etablieren. Ich wollte Sicherheit bis zur Rente. Dann kam es aber wirklich ganz anders.

Wie meinen Sie das?

Ich ging direkt eine Sozietät ein – das würde ich heute nie wieder tun! Es hat einfach nicht funktioniert, weder mit einer befreundeten Zahnärztin noch mit einer anderen. Man kann ja den Lebensweg des anderen nicht gänzlich mit einplanen. Die eine Kollegin wurde gerne schwanger und ich blieb auf der Arbeit sitzen. Die nächste hatte psychische Probleme, arbeitete auf Sparflamme, war aber am Gewinn beteiligt. Wieder blieb die Arbeit an mir hängen. Kurz: Man weiß nie, worauf man sich wirklich einlässt, weil man vorher nicht weiß, was der andere wirklich kann oder wie er arbeitet.

Schon die Verträge bei der Sozietät sind kompliziert. Da kann ich nur zu einem guten Anwalt raten. In meinem Fall war es so, dass ich gearbeitet habe und alle haben kassiert. Ich war zu unbedarft an die Sache herangegangen. Wir landeten letztendlich vor Gericht. Das Verfahren war kompliziert. Ich habe dabei eines gelernt: Achtung, die Ausstiegsklausel im Blick haben und unbedingt vom Profi prüfen lassen! Zwei Jahre ging dieses zermürbende Szenario. Ich kam morgens in meinen eigenen Laden und arbeitete gegen Windmühlen, um die Praxis zu erhalten. Gott sei Dank hat ein fähiger Richter, ein Mediator, das Verfahren aufgeklärt. Aus der Gemeinschaftspraxis wurde dann meine Einzelpraxis. Leider litt auch mein Privatleben sehr darunter.

Als ich endlich alleine meine Praxis führte, kam es zu Problemen mit dem Mietvertrag. Fünf Jahre vor Vertragsende starb der Vermieter und die Erbengemeinschaft kündigte mir unmittelbar. Wieder musste ein Anwalt her. Der hat es dann gerichtet – mit großer Mieterhöhung, aber ich konnte bis zur Praxisübergabe bleiben. Auch hier würde ich heute genauer hingucken und mich von Anfang an rechtlich beraten lassen. Es gibt Dinge, da müssen Profis ran. Zu lange haben diese Probleme meine Arbeit überschattet. Dabei liebe ich meinen Beruf so sehr. Aber viel meiner Kraft floss in die Problembaustellen ab. Jahrelang war ich am Limit und habe für meine Selbstständigkeit einen hohen Preis gezahlt.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute raten?

Unterschätze die Belastung nicht und arbeite an deinem Mindset! Auch hierfür kann man sich Unterstützung holen, wenn man das alleine nicht hinkriegt. Als Ausgleich helfen natürlich Sport und Meditieren. Und ich würde mir sagen: Halte immer den ideellen Wert deiner Arbeit höher als den materiellen Erfolg! Das ist nämlich letztlich die wahre Erfüllung und nimmt Stress raus. Gehe nicht davon aus, dass andere so denken und handeln wie du oder wie du es möchtest. Und wie gesagt: Ein guter Anwalt ist eine gute Investition, wenn es hart auf hart kommt.

Welche Erwartungen an die Selbstständigkeit haben sich erfüllt, was kam anders?

Die Qualitätsansprüche habe ich auf jeden Fall umsetzen können. Ich hatte lange ein tolles Team und auch einen tollen Kollegen, der als Auftragschirurg für die schwierigen Implantate in meine Praxis kam. Wir haben in der Zeit auch zusammen Feste gefeiert, uns ausgetauscht und rückversichert bei der Arbeit.

Anders kam es leider durch die Unruhe mit den Praxispartnerinnen und den löchrigen Mietvertrag. Dazu die kaum schaffbare Bürokratie, die politischen Neuerungen sprengen manchmal wirklich den Rahmen. Das bindet so viele Ressourcen. Das hatte ich nicht erwartet, und es wurde ja immer mehr. Und das vor dem Hintergrund des knappen Personals. Durch die Macht der Angestellten habe ich mich manchmal wie ein zahnloser Tiger gefühlt. Ich empfinde das als echte Schieflage. Gerne wäre ich mehr am Stuhl gewesen, anstatt mich mit den ausufernden bürokratischen Bedingungen zu beschäftigen.

Was waren die schönsten Momente?

Das sind auf jeden Fall die dankbaren Patienten. Da ich auch für die Behandlung von Angstpatienten ausgebildet bin, war es oft ein Erfolgserlebnis, wenn ich helfen konnte, ihre Angst aufzulösen. Für mich ist der Beruf ein Volltreffer gewesen und ich habe die künstlerische Komponente geschätzt. Damit meine ich zum Beispiel, den Charakter eines Menschen in seinem Frontzahnbereich wiederherzustellen – mit allen Feinheiten und der Wertigkeit bis hin zu den vielen kleinen Gesichtslinien, die man damit positiv beeinflussen kann. Ich plädiere sehr für die schönen Seiten des Berufs – und das ist, die Patienten glücklich zu machen.

Das Gespräch führte Laura Langer.

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