Funde aus der Jungsteinzeit

Vor 6.000 Jahren konsumierten unsere Vorfahren schon Milchprodukte

ks
Gesellschaft
Ein Forschungsteam entdeckt Milchproteine in Gebissen aus der Jungsteinzeit und liefert damit den (bisher) frühesten Nachweis von Milchkonsum.

Gut, dass es mit der Zahnhygiene in der frühen Jungsteinzeit (Neolithikum) nicht so weit her war. Sonst hätten die Wissenschaftler*innen aus England, Dänemark und Kanada wohl kaum diese Entdeckung gemacht: Im Zahnstein von drei Individuen, die im frühen bis mittleren Jahrtausend vor Christus gelebt hatten, fanden sie das Milch-Eiweiß Beta-Lactoglobulin.

Die Überreste der jungsteinzeitlichen Menschen stammen von drei unterschiedlichen Orten in Großbritannien: Hambledon Hill und Hazleton North im Süden Englands und Banbury Lane in den East Midlands. Das zeigt, dass der Konsum von Milchprodukten bereits von 6.000 Jahren verbreitet war. Bisherige Funde aus Ablagerungen in Töpferwaren aus der Jungsteinzeit konnten lediglich um 4.000 Jahre zurückdatiert werden.

Trotz Laktoseintoleranz konsumierten die Menschen Milchprodukte

Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass bereits weit früher, als die damaligen Menschen noch laktoseintolerant waren, Milchprodukte konsumiert wurden. Die Forscher*innen gehen davon aus, dass sie die Milch zu Käse und Joghurt verarbeiteten, um so den Laktosegehalt zu senken.

Sesshaftigkeit führt zur Überwindung der Laktoseintoleranz

Aufgrund einer genetischen Mutation können die meisten Menschen in Europa über das Säuglingsalter hinaus das Enzyme Laktase produzieren und somit Milchzucker verdauen. Wann sich diese Mutation in der Bevölkerung durchsetzte, ist noch unklar. Die Wissenschaft bringt diese Veränderung häufig in den Zusammenhang mit der Sesshaftwerdung vor etwa 6.000 bis 4.400 Jahren. In dieser Zeit gründeten die dato umherziehenden Jäger und Sammler erste bäuerliche Gemeinschaften, deren Lebensgrundlage neben dem Weizen- und Gerstenanabau auch die Haltung von Schweinen, Rindern, Schafen und Ziegen bildete.

Mit der Zahnsteinanalyse liefert das Forschungsteam nun den frühesten direkten Nachweis von Milch-Konsum unserer Vorfahren. Sie nutzten dafür die Tatsache, dass sich Nahrungsreste im Zahnbelag ansammeln und anschließend dauerhaft in den Zahnstein eingebaut werden. Mit der Analyse spezifischer Formen des Beta-Lactoglobulins konnte belegt werden, dass Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch in die Ernährung einflossen.

Sophy Charlton, Abigail Ramsøe, Matthew Collins, Oliver E. Craig, Roman Fischer, Michelle Alexander, Camilla F. Speller: New insights into Neolithic milk consumption through proteomic analysis of dental calculus; published online 9. September 2019. doi.org/10.1007/s12520-019-00911-7

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