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Vorsicht vor Sturz vom Wickeltisch

sf/pm
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Über 80 Prozent aller Verletzungen von Kindern unter zwei Jahren finden zu Hause statt. Stürze vom Wickeltisch stehen dabei an erster Stelle. Dass diese Unfälle vermeidbar sind, betont die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH).

Aus dieser Höhe können Säuglinge und Kleinkinder schwere Verletzungen, insbesondere zu schwereKopfverletzungen, davontragen. Die DGKCH nimmt deshalb den Kindersicherheitstag am 10. Juni 2014 zum Anlass, auf die Gefahren hinzuweisen und junge Eltern darüber aufzuklären, wie sie ihren Nachwuchs schützen können.

Der Kopf schlägt zuerst auf

Lebensbedrohliche Schädel-Hirn-Traumen (SHT) können die Folge dieser Stürze sein: „Weil der Kopf kleiner Kinder relativ groß und schwer ist im Vergleich zu den anderen Körperteilen, trifft er meist als Erstes auf“, sagt DGKCH- Pressesprecher Dr. Tobias Schuster, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Augsburg.

Was die Stürze außerdem so gefährlich macht: In diesem Alter sind den Experten zufolge zum einen die Schutzreflexe noch schwach ausgebildet, zum anderen lässt sich die noch nicht stabil verknöcherte, dünne Schädeldecke leicht eindrücken. Außerdem reißen die noch zarten Blutgefäße im Bereich der Hirnhäute bei heftigen Stößen leicht ein und können dadurch bedrohliche Blutungen im Kopf verursachen.

Sorgfältige Beobachtung von bis zu 48 Stunden

Zwar stuften Ärzte mehr als 90 Prozent der SHT mit der Diagnose „Gehirnerschütterung“ bei Kindern als leicht ein. Doch nicht immer lasse sich die Schwere der Verletzung sofort beurteilen. „Deshalb ist in jedem Fall eine sorgfältige Beobachtung über 24 bis 48 Stunden nach dem Vorfall angezeigt. Erscheint der Sturz harmlos und geht es dem Kind gut, genügt zunächst die Überwachung zu Hause durch die Eltern. War der Unfall eher schwer, zeigen sich eindeutige Verletzungen oder erscheint das Kind in seinem Verhalten verändert, sollte es unmittelbar ins Krankenhaus aufgenommen werden“, so der Kinderchirurg.

Eine Blutung im Schädelinneren kann sich ihmzufolge noch Stunden bis Tage nach dem Unfall bemerkbar machen. Zu den Symptomen gehören Erbrechen, Krampfanfälle, ein verändertes Wesen, Lust- und Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit oder Kopfschmerzen. „Die beiden Pupillen sollten bei gesunden Kindern normalerweise gleich groß sein und kleiner werden, wenn Licht darauf scheint. Ist dies nicht der Fall, ist das ein Alarmzeichen“, sagt Schuster.

Im Zweifel zum Kinderchirurgen

Sind Eltern im Zweifel, sollten sie ihr Kind umgehend einem Kinderchirurgen oder Kinderarzt vorstellen. Auch wenn es gilt, in diesen Fällen keine Zeit zu verlieren, sollte immer darauf geachtet werden, unnötige, das Kind zusätzlich belastende Untersuchungen und Maßnahmen zu vermeiden.

„Zur Ersteinschätzung kommt heute bevorzugt eine Ultraschalluntersuchung zum Einsatz“, sagt Schuster. Ein qualifizierter Kinderradiologe kann damit meist die Frage nach einem Schädelbruch schonend - und ohne die Strahlenbelastung durch das Röntgen oder die Computertomografie - abklären. Besonders bei Säuglingen sei auch der Ausschluss einer Hirnblutung per Ultraschall möglich.

Immer eine Hand am Kind

Doch Vorbeugen sei hier die beste Therapie: „Kinder entwickeln sich sprunghaft und können sich von einem Tag auf den anderen plötzlich drehen, das ist Eltern oft nicht bewusst“; so Schuster. Eltern sollten daher immer eine Hand am Kind haben, wenn es auf dem Wickeltisch liegt.

Damit der Nachwuchs nicht herunterfallen kann, wären zudem hohe Seitenwände am Wickeltisch vorteilhaft. Und auf der sicheren Seite sei, wer unruhige, eingecremte oder nasse Kinder gleich auf dem Bett oder dem Boden wickelt.

Mehr:Unfälle, Gewalt, Selbstverletzung bei Kindern und Jugendlichen - 2013

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