Warum bekommen manche Risikopatienten keine Erosionen?
Wie erklären wir, dass manche Menschen keine Anzeichen von Zahnerosion zeigen, obwohl sie ihre Zähne häufig Säure aussetzen, während andere, die alles richtig zu machen scheinen, immer noch Zahnerosion entwickeln? Mit dieser Frage beschäftigt sich Doktorandin Marte-Mari Uhlen an der Universität Oslo.
"Als Zahnärzte und Forscher sehen wir oft Fälle von Zahnerosion, die wir nur schwer erklären können", sagt Uhlen. "Und wir treffen Patienten, die keine Zahnerosion haben, obwohl ihre Lebensweise darauf hinweist, dass sie eigentlich betroffen sein müssten. Wir glauben, dass diese Disparität nicht nur auf ein Zuviel an zurückzuführen ist."
Uhlen und ihre Kollegen führten eine klinische Studie an 66 Patienten mit Essstörungen - insbesondere Bulimie - durch. Die Studie bestand aus einer klinischen Untersuchung und einer Erhebung per Fragebogen. Abgefragt wurden sowohl Dauer der Essstörung und Häufigkeit des Erbrechens als auch der allgemeine Gesundheitszustand, die Mundhygiene sowie die Ess- und Trinkgewohnheiten der Teilnehmer.
32 Jahre Bulimie - und keine keine Erosionen
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass 70 Prozent der Patienten eine Zahnerosion hatten und dass diejenigen, die am längsten krank waren, mehr Zahnerosionen und schwerere Läsionen aufwiesen als diejenigen mit einer kürzeren Krankheitsdauer. "Dieser Befund bestätigt unsere Annahme, dass Zahnerosionen bei Patienten mit Essstörungen und Erbrechen ein häufiges Problem darstellt", erläutert Uhlen. "Dennoch waren wir überrascht, dass bei einem Drittel der Patienten überhaupt keine Zahnerosionen zu beobachten waren, selbst bei Patienten, die sich bis zu 32 Jahre regelmäßig erbrochen hatten."
In einer weiteren Studie sammelten die Wissenschaftler deshalb Zähne von acht Probanden und legten davon Zahnschmelzproben auf einen Teller im Mund von sechs anderen Freiwilligen.
Die Platten mit den Schmelzproben wurden simulierten „Erbrechens-Episoden“ unterzogen: Die Platten wurden dann aus dem Mund entnommen und zweimal täglich für insgesamt neun Tage in Salzsäure gewaschen. "Wir wollten sehen, wie die Zähne darauf reagieren, wenn sie in einer anderen Umgebung Säure ausgesetzt sind", erklärt Uhlen. "Auf diese Weise wollten wir die schützende Wirkung sowohl der Mundumgebung als auch des Zahnschmelzes selbst untersuchen."
Die Qualität des Schmelzes und der Mundumgebung ist entscheidend
Die Ergebnisse zeigten, dass die Anfälligkeit für Zahnerosionen sowohl von der Qualität des Zahnschmelzes als auch von der Mundumgebung beeinflusst wird: Während bei einigen Patienten der Grad des Schutzes durch die Mundumgebung am wichtigsten zu sein scheint, war bei anderen die Stärke oder Schwäche des Zahnschmelzes signifikant.
„Kann ein starker oder schwacher Schmelz vererbbar sein? Diese Frage stellten wir uns im Anschluss“, erläutert Uhlen. Die Forscher sammelten deshalb Zahn- und Speichelproben von weiteren 90 Personen. Die Proben von Zahnschmelz wurden auf einer Platte befestigt und Säure ausgesetzt. Die Menge an Schmelzverlust wurde dann mithilfe eines Mikroskops gemessen.
Aus den Speichelproben extrahierten die Wissenschaftler anschließend sieben Gene, die in verschiedenen Phasen der Schmelzbildung wichtig sind.
„Vergleicht man die Menge an Schmelzverlust und die Gene, erkennt man, dass einige Genvariationen, die an der Bildung des Zahnschmelzes beteiligt sind, die Anfälligkeit für Zahnerosionen beeinflussen“, sagt Uhlen.
Die Ergebnisse der genetischen Analysen zeigten auch, dass der Zahnschmelz von Frauen besser gegen Zahnerosion geschützt ist als Schmelz von Männern. "Unsere Befunde deuten darauf hin, dass die Anfälligkeit für Zahnerosion von Individuum zu Individuum variiert. Faktoren, die sowohl die Mundumgebung als auch die Qualität des Zahnschmelzes betreffen, scheinen die Anfälligkeit zu beeinflussen. Darüber hinaus scheint die Anfälligkeit für Zahnerosionen durch genetische Variationen beeinflusst zu sein", erklärt Uhlen.