Warum Omikron zu milden Verläufen führt
Omikron verursacht weniger häufig schwere COVID-19-Verläufe als Delta, obwohl es ihr besser gelingt, den Immunschutz durch Impfung und vorherige Infektionen zu umgehen. Die Gründe hierfür sind unklar.
Omikron reagiert sehr empfindlich auf die Interferon-Antwort
Der neuen Studie zufolge sind die Viren der Omikron-Variante besonders empfindlich gegenüber einem nicht spezifischen, zellulären Abwehrmechanismus, der sogenannten Interferon-Antwort. Dies erklärt den Forschern zufolge zum ersten Mal, warum mit Omikron infizierte Patienten häufig weniger schwer erkranken.
acht der wichtigsten Wirkstoffe hemmen Omikron effektiv
Außerdem zeigte die Studie, dass acht der wichtigsten COVID-19-Wirkstoffe – zum Teil in der Entwicklung, zum Teil bereits zugelassen – auch die Vermehrung der neuen Omikron-Variante effektiv hemmen. Getestet wurden EIDD-1931 (ein Metabolit von Molnupiravir), Ribavirin, Remdesivir, Favipravir, PF-07321332 (Nirmatrelvir, ein Paxlovid-Bestandteil) sowie die Proteasehemmer Nafamostat, Camostat und Aprotinin. Alle Substanzen waren in der Zellkulturstudie ähnlich wirksam wie gegen die Vermehrung der Delta-Variante.
Zusammenfassend zeige der Vergleich von Omicron- und Delta-Isolaten in verschiedenen zellulären Modellen, dass Omicron-Viren empfindlich auf ein breites Spektrum von Anti-SARS-CoV-2-Medikamenten und Medikamentenkandidaten mit einem breiten Spektrum von Wirkmechanismen reagieren. Darüber hinaus sind Omicron-Viren weniger wirksam bei der Antagonisierung der Interferon-Antwort der Wirtszellen, was erklären könnte, warum sie weniger schwere Erkrankungen verursachen.
"Unsere Zellkulturexperimente liefern eine erste Erklärung dafür, warum Omikron-Infektionen häufiger milde klinische Verläufe nach sich ziehen", subsummiert Prof. Martin Michaelis, School of Bioscience, University of Kent: „Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten.“
Hintergrund
Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Goethe-Universität ist zuversichtlich, dass auch gegen die neue Omikron-Virusvariante bald "ein breites Spektrum an Wirkstoffen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung steht".
Publikation: Denisa Bojkova, Marek Widera, Sandra Ciesek, Mark N. Wass, Martin Michaelis, Jindrich Cinatl jr. Reduced interferon antagonism but similar drug sensitivity in Omicron variant compared to Delta variant SARS-CoV-2 isolates. In: Cell. Res. (2022)https://doi.org/10.1038/s41422-022-00619-9