Studie aus den USA

Was haben das orale Mikrobiom und Pankreas-Karzinome gemeinsam?

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Zahnmedizin
PatientInnen mit Pankreas-Karzinomen haben ein stark verändertes orales Mikrobiom. Dies könnte neue Impulse für die Prävention, Diagnostik und Behandlung der Erkrankung liefern.

In der umfassenden Untersuchung der University of Florida College of Medicine wurden Ergebnisse aus mehr als 120 US-Studien ausgewertet. Dabei stellten Forschende fest, dass PatientInnen mit einem Pankreas-Karzinom ein deutlich anderes orales Mikrobiom aufwiesen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Darüber hinaus wurden die gleichen potenziell pathogenen Bakterien, die in der Mundhöhle vorkommen, auch wiederholt in Pankreas-Tumoren identifiziert.

Pankreas-Karzinome sind die sechsthäufigste Krebstodesursache weltweit. Aufgrund der begrenzten Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten ist die Erkrankung bei der überwiegenden Mehrheit der Betroffenen unheilbar, da sie erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird.

Orale Dysbiosen stehen mit systemische Erkrankungen in Verbindung

Orale Dysbiosen sollen mit vielen lokalen und systemischen Erkrankungen in Verbindung stehen. Die Forschenden nennen neben lokalen Erkrankungen wie Parodontitis und Oropharynx-Karzinomen, eine „Vielzahl von Systemerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatoide Arthritis, Alzheimer, Osteoporose, Lungenerkrankungen und Frühgeburten". [Herremans et al., 2022] Dass es Überschneidungen von oralen und in Pankreas-Karzinomen gefundenen Bakterien gibt, legt einen Zusammenhang nahe. Obwohl diese Tatsache bereits von mehreren Teams anerkannt wurde, ist wissenschaftlich noch relativ wenig darüber bekannt, warum oder wie diese Muster auftreten können.

Mund und Pankreas haben ähnliche biologische Funktionen

Rauchen stellt den wichtigsten Risikofaktor für Pankreas-Karzinome dar. Überdies ist bekannt, dass Zigarettenrauchen die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms erheblich verändert. Die Studienautoren argumentieren, dass die durch das Rauchen verursachte orale Dysbiose die Entwicklung von Pankreas-Karzinomen direkt oder indirekt beeinflussen könnte.

Der Mund und das Pankreas haben ähnliche biologische Funktionen. Den Autoren zufolge könnten Veränderungen im oralen Mikrobiom als Modell für Veränderungen dienen, die im Pankreas bei der Entstehung von Karzinomen auftreten. Unter der Annahme, dass es eine Korrelation zwischen den biologischen Veränderungen in den beiden Körperbereichen gibt, schlagen sie vor, das orale Mikrobiom als nicht-invasiven Biomarker für die Betreuung und Behandlung von Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verwenden.

Das orale Mikrobiom

Herremans, K.M., Riner, A.N., Cameron, M.E. et al. The oral microbiome, pancreatic cancer and human diversity in the age of precision medicine. Microbiome 10, 93 (2022).https://doi.org/10.1186/s40168-022-01262-7 , DOI https://doi.org/10.1186/s40168-022-01262-7

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