Sicherheit, Karriere, Geld

Was macht einen Arbeitgeber attraktiv?

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Praxis
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat rund 5.000 abhängige Beschäftigte in Deutschland gefragt, was für sie einen guten Arbeitgeber ausmacht.

Wichtig sind demnach für 90 Prozent der Befragten ein sicherer Job, das eigene Wissen und Können voll einbringen zu können und ein kurzer Weg zum Betrieb.

Heraus kam bei der Befragung auch, dass große Entscheidungsspielräume für drei Viertel von Belang sind, allerdings bewerten nicht alle die damit einhergehende Verantwortung positiv. Ebenfalls drei Viertel finden eine betriebliche Altersversorgung und rund 70 Prozent eine Tarifbindung des Betriebs relevant.

Karrierechancen sind nicht für jeden ein Muss

Dabei wird eine Tarifbindung offenbar mit guten Arbeitsbedingungen assoziiert. Mit Blick auf andere Studien weisen die Kölner Forscherinnen aber darauf hin, dass die Bezahlung nach Tarif in der Stellenanzeige nicht mehr überzeugt als ein markt- oder leistungsgerechter Lohn.

Ableitungen für die Praxis

  • Ein sicherer Job, in dem man sich entfalten kann und dafür fair entlohnt wird, ist nach wie vor ein bewährtes Erfolgskonzept.

  • Auch in Zeiten von Homeoffice bleibt der Standort entscheidend, da kurze Pendelzeiten für die meisten Beschäftigten wichtig sind. Denkbar ist, dass flexible Homeoffice-Regelungen dabei helfen können, auch Mitarbeiter mit längeren Fahrtwegen zu gewinnen und zu binden.

  • Geht es um Jobpräferenzen sind die Beschäftigten keine homogene Gruppe: Je nach Alter, Führungsverantwortung oder Geschlecht können sich die Anforderungen an den eigenen Arbeitsplatz stark unterscheiden.

  • Die Chemie muss stimmen: Persönliche Sympathien sind nicht zu unterschätzen.

Zwei Drittel der Befragten halten eine leistungsorientierte Vergütung für ein wichtiges Arbeitgebermerkmal. Eine besser empfundene Bezahlung sei nach wie vor der häufigste Grund für einen Arbeitgeberwechsel, betonen die Autorinnen mit Verweis auf neue Arbeiten. Allerdings gehe der Trend in der Vergütungspraxis weg von Bestandteilen, die die individuelle Leistung anhand von Zielvereinbarungen honorieren, hin zu Teamanreizen, die neben der Mitarbeiterbindung auch die Zusammenarbeit fördern.

Was die Karrieremöglichkeiten angeht, stehen diese in der Rangfolge attraktiver Arbeitgebermerkmale ganz unten. Nur für etwas mehr 20 Prozent sind Karriereoptionen wichtig, für weitere 30 Prozent zumindest eher wichtig. Eine geringere Bedeutung wird auch dem Beitrag der eigenen Arbeit zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit beigemessen. Dieses Merkmal gewichten die Befragten am zweitschwächsten.

Jüngere sind offener als Ältere

Die Frage, was einen attraktiven Arbeitsplatz ausmacht, wird auch je nach Alter der Befragten unterschiedlich beantwortet. Erwartungsgemäß legen jüngere Beschäftigte unter 30 viel häufiger Wert auf Karrieremöglichkeiten als Beschäftigte ab 55 (77 zu 38 Prozent). Mit zunehmendem Alter verlieren Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten an Bedeutung. Ältere legen dafür mehr Gewicht auf die Tarifbindung eines Betriebs als Jüngere (77 zu 60 Prozent).

Interessant ist, dass die Kategorie „wichtig“ seltener und die Kategorie „eher wichtig“ häufiger von jüngeren als von älteren Mitarbeitern ausgewählt wird. Vielleicht weil „Beschäftigte zu Beginn des Arbeitslebens noch mehr Wert auf hier nicht abgefragte Aspekte wie spannende Jobinhalte, Betriebsklima, internationale Einsatzgebiete oder das Unternehmensimage legen“, mutmaßen die Wissenschaftlerinnen. „Weitere Erklärungen könnten sein, dass Jüngere noch offener für Jobwechsel sind und gleichzeitig weniger Arbeitsmarkterfahrung mitbringen. Daher könnten sie noch weniger festgelegt sein, was ein Arbeitsplatz bieten muss.“

Frauen suchen andere Jobs als Männer

Insgesamt wünschen sich Führungskräfte häufiger eine leistungsabhängige Vergütung, Entscheidungsspielräume sowie Karrieremöglichkeiten und seltener eine Tarifbindung oder einen sicheren Arbeitsplatz. Personen mit beruflichem Ausbildungsabschluss sind weniger karriereorientiert, während Tarifverträge für Beschäftigte mit Berufs- oder Fortbildungsabschluss die größte Rolle spielen. Die Vorstellungen von einem guten Arbeitsplatz können somit auch je nach Führungsverantwortung und Qualifikation variieren.

Frauen legen häufiger Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz und geringe Fahrtzeiten. Und tatsächlich verbringen Männer auch mehr Zeit mit Pendeln. Auffällig ist, dass Frauen stärker nach Jobs suchen, in denen sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten voll einbringen können. Ob dies möglicherweise daran liegt, dass Männer sich eher trauen, auch Stellen anzunehmen, die vermeintlich weniger ihrer Qualifikation entsprechen, und dabei Status und Einkommen stärker im Blick haben?

Bach, Helena / Hammermann, Andrea, 2024, Was macht Arbeitgeber attraktiv?, IW-Kurzbericht, Nr. 55, Köln

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