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"Wir alle sind das Krankenhaus"

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Ende Mai forderten 15 Krankenhäuser der Region Rhein-Neckar in Heidelberg weitere Hilfen. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Alfred Dänzer, skizziert die Lage der Kliniken.

Um die desolate Situation von Deutschlands Kliniken zu mindern will ihnen die Regierung 1, 1 Milliarden Euro als Soforthilfe zur Verfügung stellen. Laut Kliniken und dem DKG ein Tropfen auf den heißen Stein.

zm: Herr Dänzer, wie sieht die DKG die in Heidelberg vorgetragenen Forderungen der 15 Krankenhäuser der Region Rhein-Neckar?

Alfred Dänzer: Alle Krankenhäuser in Deutschland stehen vor dem Problem, dass die Kosten-Erlös-Schere immer weiter auseinander klafft. Die Informationskampagne der Deutschen Krankenhausgesellschaft "Wir alle sind das Krankenhaus“ verdeutlicht, dass die Leistungen der Krankenhäuser eine faire Finanzierung benötigen, um die sehr gute medizinische Versorgung der Bevölkerung weiter gewährleisten zu können. 

Was sind die Hauptgründe für weitere Finanzhilfen?

Der aktuelle Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht vor, den Krankenhäusern durch ein Hilfsprogramm rund 1,1 Milliarden Euro in 2013 und 2014 Jahre zur Verfügung zu stellen. Dies ist zwingend notwendig, denn insgesamt wurden den Krankenhäusern durch Kürzungen 750 Millionen Euro entzogen. Wichtig ist die Ankündigung der Regierungskoalition, dass das Hilfsprogramm noch im Sommer 2013 Geld bei den Kliniken vor Ort ankommen soll. Bereits jede dritte Klinik schreibt rote Zahlen.

Eine Kompensation von Kürzungen allein ist mittel- und langfristig nicht ausreichend. Krankenhäuser brauchen Planungssicherheit und fordern deshalb eine auskömmliche Finanzierung von Kostensteigerungen und das Ende der doppelten Degression, das heißt der doppelten Vergütungskürzungen.

Beschreiben Sie die Zukunft: Wie wirkt sich die Versorgungslage bei gleichbleibender Finanzierung für die Patienten aus?

Wenn wir Ärzte und Pflegekräfte im Krankenhaus als Anerkennung für ihre anspruchsvolle Arbeit weiter an der allgemeinen Lohnentwicklung teilhaben lassen wollen, müssen Kostensteigerungen zum Beispiel im Tarifbereich auskömmlich finanziert werden. Die Lösung kann nicht sein, eine immer weitere Arbeitsverdichtung zu provozieren. Hier ist das Ende der Möglichkeiten erreicht.

Wenn wir so weiter machen, werden wir immer größere Probleme bekommen, Nachwuchs für die Berufe im Krankenhaus zu begeistern. Perspektivisch wird es dann auch negative Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung haben.

Wo liegen die Einsparpotenziale der Kliniken? 

Die Krankenhäuser in Deutschland waren in den letzten Jahren und sind immer noch einem enormen Wirtschaftlichkeitsdruck ausgesetzt. Effizienzreserven, die es vor zehn Jahren noch zu heben galt, sind längst ausgeschöpft. Krankenhäuser, die für die Versorgung von Patienten bedarfsnotwendig sind, müssen für ihre Leistungen fair und auskömmlich finanziert werden. 

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