"Wir in Witten sind oft die letzte Rettung"
"Das Projekt ,Behindertenorientierte Zahnmedizin‘ zeigt beispielhaft, wie eine inklusive Gesundheitsversorgung gelingen kann – von der Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte bis zur Praxis im medizinischen Alltag. Unter anderem werden für die Behandlung direkt in den Wohneinrichtungen behinderter Menschen Konzepte entwickelt, die bundesweit zur Verbesserung der Versorgung beitragen können", sagte Ministerin Barbara Steffens bei der Bekanntgabe der Preisträger in Düsseldorf.
"Diese Nachricht löste an der UW/H große Freude aus!"
"Diese Nachricht löste an der UW/H große Freude aus", kommentierte die Uni die Ehrung. Für UW/H-Präsident Prof. Dr. Martin Butzlaff ist der Preis eine hohe Anerkennung der Anstrengungen der Gesundheitsfakultät an der UW/H auf diesem Gebiet: "Seit ihrer Gründung ist es der Universität ein Anliegen, sich nicht nur auf Lehre, Forschung und unmittelbare Patientenversorgung zu beschränken, sondern darüber hinaus in die Gesellschaft hinein zu wirken und einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Mit Blick auf die zahnmedizinische Versorgung müssen Menschen mit Behinderung in unserem Land viele Hürden nehmen und haben es schwer. Deshalb wollte und will die UW/H eine Anlaufstelle für diesen Personenkreis sein.“
"Für viele Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen ist die Zahnklinik in Witten so etwas wie eine letzte Rettung bei Zahnproblemen", ergänzt Prof. Dr. Stefan Zimmer, Leiter des Departments Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. "Bei Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung muss oft unter Vollnarkose behandelt werden, was einen erhöhten Aufwand bedeutet. Die Vergütung der Behandlungskosten berücksichtigt diesen Mehraufwand nicht", erläutert Zimmer. "Es gibt noch viel zu tun zum Beispiel in der Aus- und Fortbildung, damit mehr niedergelassene Zahnärzte diese zusätzlichen Anstrengungen auf sich nehmen."
"Unser Angebot für Menschen mit Behinderung sollte Schule machen!"
Ausbildung, Forschung sowie Versorgungskonzepte gehören zum Profil des bundesweit einzigen Lehrstuhls, auf den Prof. Dr. Andreas Schulte berufen wurde. Schulte empfindet den Preis als Ermunterung für seine Arbeit, macht zugleich aber auch deutlich, dass die Nachfrage schon jetzt an Grenzen stoße, was die Behandler an der Universität Witten/Herdecke leisten können.
"Das Angebot der UW/H für Menschen mit Behinderung sollte Schule machen und dazu beitragen, dass mehr Zahnärzte Menschen mit Behinderung in ihren Praxen versorgen und dabei den Schwerpunkt verstärkt auf die Prävention legen. Dies bedeutet aber auch, nicht nur die Patienten mit geistiger Behinderung, sondern auch ihre Betreuer vor Ort mit ins Boot zu holen", betonte Schulte.
Seine Antrittsvorlesung, die er am 30. Oktober 2015, 15 Uhr im Audimax an der UW/H hält, hat den Titel: Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Realität der zahnmedizinischen Versorgung. Die offizielle Preisverleihung des NRW-Gesundheitspreises findet am 10. Dezember 2015 im Düsseldorfer Landtag statt.
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein. Als Modelluniversität steht sie für eine tatkräftig praktizierte Reform der klassischen Alma Mater, die die Tradition eines humanistisch geprägten Bildungsverständnisses fortführt und an die aktuellen Bedingungen und Anforderungen einer wissensbasierten Gesellschaft anpasst. In der Fortsetzung des Humboldt’schen Bildungsideals versteht sie sich als eine unternehmerische Universität im Sinne der Einheit von Forschung und Lehre sowie von wissenschaftlicher Dienstleistung, praxisnaher Erprobung und gesellschaftlicher Verantwortung: "Theoriebasierte und praxisorientierte Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit fachlicher und methodischer, sozialer und kultureller Kompetenzbildung sowie mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung."