Frühjahrsfest von KZBV und BZÄK

„Wir stecken in der Kostendämpfung fest!“

pr
Politik
Rund 350 Gäste aus Politik, Standespolitik, Medien und Verbänden kamen zum diesjährigen Frühjahrsfest von KZBV und BZÄK. Zentrale Themen: die Budgetierung bei PAR und die Sicherstellung der Versorgung.

„Wir wollen die Präventionsorientierung stärken, die Digitalisierung voranbringen, Bedarfe vulnerabler Gruppen im Blick haben und die Versorgungsstrukturen nachhaltig sicherstellen“, fasste Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), den politischen Anspruch der KZBV bei seiner Begrüßung der Gäste zusammen.

Hendges: „Kein anderer Sektor in der Versorgung kann solche Erfolge in der Prävention vorweisen, wie wir – und das aus eigener Motivation des Berufsstandes heraus! Die Folge: Rückläufige Morbiditäten, eine enorme Verbesserung der Mundgesundheit und ein über die letzten Jahre stetig sinkender Anteil an den Gesamtausgaben der GKV für die vertragszahnärztliche Versorgung, obwohl wir das Leistungsspektrum für unsere gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten gerade hinsichtlich der vulnerablen Bevölkerungsgruppen stetig ausgebaut haben!“ Hendges unterstrich die Schlagkraft der zahnärztlichen Selbstverwaltung. Explizit nannte er das Versorgungskonzept für Menschen mit Pflegebedarf und den Bereich der frühkindlichen Karies bis hin zur neuen Parodontitisbehandlungsstrecke.

Das GVSG als „wirklich letzte Chance“

Scharfe Kritik übte er an der Kostendämpfungspolitik der Ampelregierung, die zu massiver Unzufriedenheit im Berufsstand geführt habe. „Wir stecken in der Kostendämpfung fest!“, sagte er. So gehe der aktuelle Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) an den wesentlichen Problemen der Zahnärzteschaft völlig vorbei. Die 2022 eingeführte strikte Budgetierung der Mittel für zahnärztliche Leistungen zeige bereits besonders im Bereich der Parodontitistherapie gravierende Folgen für die Patientenversorgung. Er sehe das GVSG als „wirklich letzte Chance“ mit einer Herausnahme der PAR-Versorgung aus der Budgetierung wenigstens die schlimmsten Folgen für die Versorgung abzufedern.

Auch fehle trotz mehrfacher Ankündigung des Bundesgesundheitsministers eine Regulierung versorgungsfremder Investoren-MVZ, kritisierte Hendges weiter. Der Weg der räumlichen und fachlichen Gründungsbeschränkung in der vertragszahnärztlichen Versorgung müsse konsequent weitergegangen werden. Für dringend notwendig hält er zudem eine Entbürokratisierung. Und bei der Digitalisierung setze die Politik – statt Akzeptanz für digitale Anwendungen zu schaffen – auf eine Sanktionspolitik. Sein Appell, der nicht zuletzt auch an die zahlreichen Politiker und Abgeordneten unter den Gästen gerichtet war: „Nutzen Sie die Stärken und die Expertise der Selbstverwaltung. Wir brauchen eine Gesundheitspolitik weg vom Reißbrett hin zur Versorgungsqualität!"

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Sabine Dittmar (SPD) lobte die Verdienste der Zahnärzteschaft um die Mundgesundheit und deren wirksame Versorgungskonzepte: „Sie haben die Prävention auf ein neues Niveau erhoben“, sagte sie. Das neue PAR-Behandlungskonzept sei wichtig, um die Prävention und Nachsorge bei Parodontalerkrankungen voranzutreiben. Die Auffassung der Zahnärzteschaft, durch die Budgetierung sei die modernisierte Parodontitisversorgung hart getroffen, teile sie jedoch nicht, erklärte Dittmar. Die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz eingeführten Budgetregeln seien notwendig, um insgesamt die Defizite im GKV-Leistungsgeschehen aufzufangen. Die vorläufigen Ergebnisse der GKV-Bilanzen zeigten, dass die Regeln wirksam seien. Wichtig sei für sie der direkte, wertschätzende Austausch. Es habe sie auch gefreut, dass die KZBV zum Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen konstruktive Vorschläge gemacht habe. Dem von der KZBV geplanten Runden Tisch zum Thema sehe sie gespannt entgegen.

Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), verwies auf die kommende Europawahl am 9. Juni. „Wir wollen ein starkes, verteidigungsbereites Europa“, erklärte er. Europäische Themen seien inzwischen fest im Praxisalltag der Zahnärzte angekommen, sagte er und nannte als Beispiel das kommende Amalgamverbot. Als weiteres Reizthema für Zahnärztinnen und Zahnärzte benannte er die überbordende Bürokratielast, die dringend abgebaut werden müsse, so etwa bei der Validierung von Wischdesinfektionen. „Politik muss vertrauen können“, forderte er und verwies auf die Verlässlichkeit des Berufsstandes etwa im Umgang mit HIV oder bei der Corona-Pandemie. Zur Digitalisierung forderte Benz: „Die Dinge müssen funktionieren, ohne Zusatzaufwand für die Praxen.“ Und der deutschen Bevölkerung bescheinigte er, in der „Champions League der Mundgesundheit“ mitzuspielen.

Das Frühjahrsfest von KZBV und BZÄK fand in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin statt. Dienststellenleiter Stephan Ertner verwies bei seiner Begrüßung auf die Unterstützung der Landesregierung für die langjährige Forderung der KZBV, wirksame Maßnahmen einzuführen, um die Ausbreitung von iMVZ in der zahnärztlichen Versorgung einzudämmen.

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