Wirtschaftskrise bremst Kampf gegen Aids
"Ich mache mir besondere Sorgen über die kurzfristige Finanzierung", sagte der HIV/Aids-Sondergesandte der UN für Osteuropa und Zentralasien, Michel Kazatchkine, am Donnerstag bei der Welt-Aids-Konferenz in Washington. "Die internationale Finanzierung ist in Gefahr." Bereits seit 2008 seien die internationalen Mittel für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria nicht mehr gestiegen, ergänzte Kazatchkine, der mehrere Jahre lang Direktor des Fonds war. Die nationale Finanzierung eigener HIV-Programme sei zwar gestiegen, das reiche aber nicht aus."Die Bekämpfung von HIV ist eine dauerhafte Aufgabe", mahnte Oliver Moldenhauer von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. "Wenn man eine Pause macht, hat das katastrophale Folgen. Bei diesem Thema gibt es keine Flexibilität zu sparen." Länder, die weniger von der Wirtschaftskrise betroffen seien als andere, müssten jetzt einspringen. "Insbesondere Deutschland muss seine Beiträge erhöhen."Die ehemalige First Lady der USA, Laura Bush, wies in einer Rede auf dem weltgrößten Aids-Treffen auch auf den Zusammenhang von HIV und Gebärmutterhalskrebs hin. In Entwicklungsländern ist Gebärmutterhalskrebs nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter Frauen die am weitesten verbreitete Art des Tumors. Allein 2008 starben daran rund 250.000 Frauen in Entwicklungsländern.Ärzte ohne Grenzen setzt auf mobile Gesundheitszentren"Wenn das Immunsystem einer Frau schon von HIV geschwächt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an einem Gebärmutterhalskrebs stirbt, fünfmal so hoch wie sonst", sagte Bush. "Deswegen müssen wir mehr für die Gesundheit von Frauen überall auf der Welt unternehmen und wir müssen sie besser über dieses Thema unterrichten." Laura Bush ist die Ehefrau von George W. Bush, US-Präsident von 2001 bis 2009. Sie setzt sich seit Jahren im Kampf gegen HIV ein.Hilfsorganisationen mahnten, dass häufig schwer zugängliche Gruppen von HIV-Betroffenen - wie beispielsweise Wanderarbeiter, Männer und Frauen, die sich prostituieren, und Drogensüchtige - bei der Bekämpfung der Epidemie besser eingebunden werden müssten. Neue Modelle zeigen Ärzte ohne Grenzen zufolge deutliche Erfolge. So hat die Organisation beispielsweise mobile Gesundheitszentren für regionale Wanderarbeiter an der Grenze von Südafrika und Simbabwe eingerichtet. Die Zahl bedürftiger HIV-Infizierter, die Medikamente bekommen, sei dadurch in dieser Gegend um rund ein Drittel gestiegen, sagte Tambu Matambo von Ärzte ohne Grenzen.In einem Teil Mosambiks im Südosten Afrikas wurden HIV-Infizierte in lokale Gruppen eingeteilt. So muss beispielsweise nur noch ein Vertreter einer sechsköpfigen Gruppe zur Abholung der Medikamente in ein Gesundheitszentrum kommen, was Transportkosten spare. "Dieses Gruppenmodell zeigt, dass die Menschen motiviert sind, ihre Behandlung beizubehalten, wenn sie Teil eines Teams sind, das aufeinander aufpasst", sagte Tom Decroo von Ärzte ohne Grenzen. mg/dpa