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Zahnärzte klären Kitas auf

sf/pm
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Berliner Zahnärzte in Wissenschaft und Praxis schlagen Alarm: Immer mehr Berliner Kitas stellen das gemeinsame Zähneputzen ein. In einem Brief appellieren sie an Senat, Träger und Kitas, im Interesse der Kinder die Aktion wieder aufzunehmen.

Eine Untersuchung der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen (LAG) hatte gezeigt, dass im Schuljahr 2012/2013 fast vier Prozent aller Berliner Tageseinrichtungen das Zähneputzen eingestellt haben. Betroffen sind bereits rund 8.000 Berliner Kinder, wie aus einer gemeinsamen Erklärung von Zahnärztekammer Berlin und LAG Berlin hervorgeht.

Gesundheitliche Chancengleichheit gefährdet

Das sei eine mehr als kritische Entwicklung, weil damit die gesundheitliche Chancengleichheit verlorengeht. LAG und Kammer zufolge profitierten vom gemeinsamen Zähneputzen gerade die Kinder, die eine tägliche Mundpflege zu Hause nicht erhalten. Die Entwicklung stehe in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Vormarsch der frühkindlichen Karies (Early Childhood Caries, ECC).

Die Zahl geschädigter Milchzähne steige wieder, berichten Kammer und LAG. Sie beziehen sich auf Wissenschaftler der Kinderzahnheilkunde. Damit entstehe der Anfang einer Kette aus ungesunder Mund- und Gesundheitsentwicklung und damit letztlich auch nicht selten teurer „Reparatur-Maßnahmen“.

Ein Brief an den Senat

Die Berliner Zahnärztekammer, die LAG und die Abteilung für Kinderzahnheilkunde und Kieferorthopädie der Charité starten jetzt einen Aufruf an die Senatsverwaltung, an die Träger von Kitas und an die Kindertagesstätten, die das gemeinschaftliche Zähneputzen nicht mehr anbieten.

Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann, Wissenschaftlicher Leiter der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité, schreibt in seinem Brief an Senatsverwaltung, Träger und Kitas: „Jenen Kindern, die daheim mit dem Zähneputzen nicht vertraut gemacht werden, müssen wir die Chance geben, dieses einfache, ihre Gesundheit erhaltende Ritual zu lernen und zu verhindern, dass die bei ihnen entstehende Karies vor dem Hintergrund der Kindeswohlvernachlässigung diskutiert werden muss."

Es mag aus Sicht der Einrichtungen Gründe für die Einstellung des täglichen Zähneputzens geben." Allerdings kann ich als Wissenschaftler nicht akzeptieren, dass die Gesundheit der Kinder unserer Stadt in großem Stil gefährdet wird. Nicht bei einer Erkrankung, die so leicht zu vermeiden ist wie Karies", schreibt der Zahnmediziner.

Überzeugungsarbeit außerhalb des akademischen Elfenbeintums

Tägliches Zähneputzen müsse eine Selbstverständlichkeit in allen Tageseinrichtungen sein, beziehungsweise  wieder werden. Jost-Brinkmann sei bereit, in allen betreffenden Kitas im Rahmen von Gesprächen „Überzeugungsarbeit außerhalb des akademischen Elfenbeintums“ zu leisten, heißt es.

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