Zahnärzte-Umfrage: Ist das Gehalt okay?
Lohn alleine macht nicht glücklich ...
Unter dem Aspekt "Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen" (Arbeitnehmer) beziehungsweise "Gehaltszahlung" (Arbeitgeber) wurde nicht nur die Höhe der Zahlung abgefragt, sondern auch das Geschlecht und der Praxisstandort (Metropole, Großstadt, Kleinstadt oder ländliche Region).
1. Arbeitnehmer
Junge Zahnärzte, die ihr Einkommen mit"sehr gut"benoteten (rund 13 Prozent), arbeiteten demnach am häufigsten in der Großstadt, am zweitbesten schnitt die ländliche Region ab. Der Anteil der weiblichen und männlichen Zahnärzte entsprach dabei ihrem Anteil an der Gesamtheit.
Mit der Note"gut"(rund 26 Prozent) bewerteten vor allem junge Zahnärzte in der Kleinstadt ihre Bezahlung - prozentual am wenigsten genannt wurde hier die ländliche Region. Auch hier verteilten sich Männer und Frauen wie in der Gesamtgruppe.
Prozentual etwas mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte schätzten ihr Einkommen"befriedigend"ein (rund 30 Prozent), die meiste Zustimmung gab es hier von angestellten jungen Zahnärzten mit Job in einer Kleinstadt, gefolgt von der Metropole.
In der Notenkategorie"ausreichend"(19 Prozent) ballen sich deutlich mehr Frauen als ihr Prozentsatz an der Auswertung ausmacht, außerdem vor allem junge Zahnärzte aus der Kleinstadt, etwas seltener aus der Großstadt und am seltensten in ländlicher Region.
Noch seltener vergaben die jungen Zahnärzte die Note"mangelhaft"in ländlicher Region (12 Prozent insgesamt), mit Abstand findet sich hier am häufigsten der Arbeitsplatz Großstadt. Der Anteil der Männer und der Frauen entsprach hier in etwa der Gesamtverteilung.
Da dieGroßstadtaber auch bei der Note „sehr gut“ die Rangfolge anführt, wird deutlich, dass dies keineswegs generell ein schlechter Standort ist. Eine Praxislage fällt indes eindeutig positiv heraus: dieländliche Region. Sie liegt im Schnitt bei der Zufriedenheit mit dem Einkommen vorne - dicht gefolgt von derMetropole.KleinstadtundGroßstadtschnitten etwas schlechter ab.
Frauen versus Männer
Frauen sind häufiger unzufrieden mit ihrem Gehalt als Männer. Dies spiegelte sich aber nicht im angegebenen Einkommen wider: Die Note „sehr gut“ vergaben sie ebenso bei eher geringem Einkommen wie „mangelhaft“ bei eher hohem Verdienst. Dennoch spielt das Einkommen eine starke Rolle: Als „Ausbeutung“ (Freifeldangabe, ergänzend zur Benotung, hier Note „mangelhaft“) wurde quer über Regionen und Geschlecht besonders oft eine Zahlung „bis 2.500 Euro plus 20 Prozent ab 10.000 Euro Umsatz“ bezeichnet - nicht zuletzt mit dem Hinweis, die Aufgabenverteilung lasse einen solchen Umsatz in nicht ausreichendem Maße zu.
Es wurde oft kritisiert, dass Arbeitnehmern keine Einsicht in die Praxisumsatzstatistik gewährt werde. Auch mangelnde Zuschüsse zu Fortbildung beziehungsweise zu wenig arbeitsbefreite Zeit fanden sich unter den Kritikpunkten.
Unter denjenigen, die ihrem Verdienst die Note „sehr gut“ gaben (die Einkommensangaben wurden entsprechend modifiziert), fanden sich vergleichsweise viele Angestellte in Teilzeit - die Verteilung Männer/Frauen entsprach hier dem Anteil an der Gesamtzahl der Antwortenden. Auch mehr Urlaub/freie Tage fand sich bei der Note „sehr gut“ deutlich öfter.
Die Rolle der Extras
Während die Arbeitnehmer Zusatzleistungen ihres Arbeitgebers (Fortbildung, Kitaplatz, Fahrtgeld ...) vergleichsweise selten als Plus oder Minus bei ihrer Einkommenszufriedenheit nannten, war die entsprechende Liste der Arbeitgeber lang und erstaunlich vielfältig. Die Arbeitnehmer unter den Zahnärzten gaben vor allem Tankgutschein und Fahrtkostenzuschuss an, Weihnachtsgeld, Zuschuss zur Kinderbetreuung, mehr Urlaub - und, eher exotisch in der Gesamtliste: die Mitgliedsgebühr für das Fitness-Studio.
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2. Arbeitgeber
Die Liste der Arbeitgeber las sich erheblich umfangreicher und individualisierter: Hier spielte vor allem die Unterstützung der Fortbildung eine Rolle (von 500 Euro Jahreszuschuss bis zur Übernahme der vollen Kosten eines Curriculums). Mit deutlichem Abstand an zweiter Stelle standen Fahrtkostenzuschüsse vielfältiger Art (freier Parkplatz bis hin zum Firmenwagen), gefolgt von Berufskleidung, flexibler Urlaubs-/Freizeit-Regelung und Sonderzahlungen verschiedenster Art sowie „großzügige Handhabung individueller Wünsche“.
Die Bewertung des eigenen Verdienstkonzepts
Als überwiegend zufrieden mit dem, was sie ihrem angestellten zahnärztlichen Mitarbeiter bezahlen, zeigten sich die Arbeitgeber: 19 Prozent bezeichneten ihr Verdienstkonzept als „sehr gut“, 45 Prozent als „gut“ und 27 Prozent als „befriedigend“, nur 6 Prozent als „ausreichend“ und 3 Prozent als „mangelhaft“. Letztere merkten am häufigsten an, dass der Arbeitnehmer/die Arbeitnehmerin sehr hohe Forderungen stelle, zum Praxisgewinn wenig beitrage und viel Stress verbreite. Auch hier zeigte sich: Die Beurteilung stand in keinem direkten Zusammenhang mit der gezahlten Summe - eine vergleichsweise hohe Zahlung fand sich ebenso unter Note „sehr gut“ wie eine eher sehr geringe unter Note „mangelhaft“.
Mit Abstand waren die Arbeitgeber in ländlicher Region am zufriedensten mit der Bezahlung ihrer Angestellten, an zweiter Stelle stand die Kleinstadt. Prozentual betrachtet gaben Arbeitgeber in einer BAG häufiger die Zufriedenheitsnote„sehr gut“als in einer Einzelpraxis. Der Anteil der Männer und Frauen unter den Arbeitgebern mit dieser Zufriedenheitsnote entsprach dem Anteil an den Befragten.
Auch bei der Note„gut“war der Anteil der Arbeitgeber in ländlicher Region prozentual am größten, gefolgt von denen in einer Metropole, und die Arbeitgeber in einer BAG gaben prozentual öfter ein „Gut“ als diejenigen in der Einzelpraxis.
"Befriedigend“vergaben prozentual mehr weibliche als männliche Chefs, hier führte die ländliche Region, alle anderen Regionen entsprachen ihrem Anteil an den Umfragebeteiligten.
Eher unzufrieden mit ihrer Gehaltszahlung zeigten sich die Frauen: Ihr Anteil bei der Note„ausreichend“war deutlich höher als ihr prozentualer Anteil, genauso wie bei der Note „mangelhaft“. Hier führt die Großstadt überproportional.
Bei der Note„mangelhaft“steht bei weiblichen und männlichen Chefs mit deutlichem Abstand zum Rest die „ländliche Region“ vorn. Während also die ländliche Region bei den Arbeitnehmern eher besser im Trend liegt, sehen die Arbeitgeber sie sehr gemischt - sie führt bei Note „sehr gut“ und bei Note „mangelhaft“ gleichermaßen.
Fazit
Bei der Betrachtung von bezahltem Gehalt/Fixum-plus-Provision, Region und der Vielzahl an Zusatzleistungen ergab sich kein eindeutiges Bild, das einzelne Bausteine für die Verdienstzufriedenheit erkennen ließe.
a)Individuelle Aspekte: Die große Variabilität der Antworten auf gleiche Grunddaten zeigt deutlich den individuellen Aspekt, ob sich ein angestellter Zahnarzt leistungsgerecht bezahlt fühlt oder ein Arbeitgeber zufrieden ist mit seinem Gehaltskonzept.
b)Bewertung der Extras: Arbeitgeber geben sich offensichtlich sehr viel Mühe, ihren angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten vielfältige individuelle Zusatzleistungen anzubieten - mehr, als es den Arbeitnehmern bei der Beantwortung bewusst schien, da sie solche Extras vergleichsweise selten als Wert bei ihrer Verdienstzufriedenheit angaben.
c)BAGs im Trend: Prozentual etwas zufriedener mit ihrer Situation waren Zahnärztinnen und Zahnärzte in BAGs und etwas unzufriedener weibliche Arbeitgeber und weibliche Arbeitnehmer – auch hier zeigten sich keine eindeutigen kausalen Verbindungen zu weiteren Angaben.
d)Frau oder Mann?Befragt wurden die Arbeitgeber auch, ob sie einen männlichen oder einen weiblichen angestellten Zahnarzt haben - hier interessierte, ob eher männliche oder weibliche Arbeitnehmer zur wirtschaftlichen Zufriedenheit der Arbeitgeber beitragen. Ergebnis: Eindeutige Kausaltäten sind nicht erkennbar. Arbeitgeberinnen waren mit ihren angestellten Kolleginnen beziehungsweise Kollegen ebenso zufrieden (beziehungsweise unzufrieden) wie die Arbeitgeber. Das bestätigt, dass sich Zufriedenheit auf individuelle Faktoren gründet und mehr Bausteine hat als Region, Geschlecht, Einkommen und Zusatzleistungen.
e)Das Land liegt vorn:Nur ein Aspekt schälte sich als übergeordnetes Ergebnis heraus: Die ländliche Region ist hinsichtlich der Zufriedenheit sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer - bei vergleichsweise geringer Negativbewertung - klarer Spitzenreiter, wenn es ums Wohlfühlen und ums gute Auskommen geht.
Insgesamt 750 Zahnärztinnen und Zahnärzte nahmen im Herbst 2015 an der Online-Befragung des Dentista e.V. teil. Dabei wurden die Daten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getrennt erhoben und ausgewertet. Die Geschlechterverteilung bei den Arbeitgebern betrug entsprechend der altersgerechten Verteilung rund ein Drittel weibliche und zwei Drittel männliche Zahnärzte-– bei den jungen Arbeitnehmern verhielt sich die Quote genau umgekehrt und entsprach damit ebenfalls weitgehend den aktuellen Relationen.