Kolumne

Zahnlos durch Athen

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Wenn einer eine Reise tut, … Na, Sie wissen schon. Und tatsächlich: Zwei Wochen Griechenland fühlen sich schnell an wie ein Trip in die 1960er-Jahre. Allerorten Menschen, die glücklich ohne Helm- und Gurtpflicht oder Backenzähne leben.

Am Flughafen angekommen, braucht es keine halbe Stunde, bis der Shuttleservice Richtung Mietwagen-Abholstation mit quietschenden Reifen und breitem Grinsen in dritter Reihe hält. Einen wahrhaft gruseligen Zahnstatus entblößend stürzt der Fahrer sich ohne Vorwarnung als Kitzelmonster auf die Touristenkinder, die ihn dafür sofort lieben. Es folgen Händeschütteln und – HUAARRR (eine kurze Monsterattacke) – Kofferraumpacken.

Mit schlafwandlerischer Sicherheit gleitet er uns durch den Athener Verkehr und das Verhör beginnt. „So, where are you from?“ In einem fort lobpreist der ständig rasselnd lachende Chauffeur in den folgenden Minuten dabei wahlweise unsere Kinder, unsere Heimatstadt sowie die von uns geplanten Ausflugsziele mit großer Geste, präsentiert seine Gingivarezession und: nein, nicht Chris Howland und seine versteckte Kamera, sondern einen tadellosen Mietwagen.
Während die Kilometer und Urlaubstage verstreichen, häufen sich die Begegnungen mit teil- oder weitestgehend zahnlosen Menschen, die inmitten der spürbaren Wirtschaftskrise eine kindlich trotzige Fröhlichkeit verbreiten. Vielleicht ein evolutionsbedingter Vorteil, der vor der Erfindung der Klimaanlage das Ertragen der griechischen Augusthitze erst ermöglicht, denke ich. Oder aber das Erbe der bayerischen Regentschaft über Hellas im 19. Jahrhundert.
Was, wenn Prinz Otto damals nicht nur eine millionenschwere Soforthilfe und die späteren Nationalfarben, sondern auch das „mia san mia“ nach Griechenland gebracht hätte? Ich schrecke hoch, als unser Shuttlefahrer auf dem Weg zum Flughafen scharf bremst. „I took only five days of holiday a year“, berichtet er. „All day on the beach with the kids. But this year I take one day to visit my dentist.“ Rasselndes Lachen. „No. Just kidding.“

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