„Zahnringe“ belegen Raucherhistorie
Zähne bestehen bekanntlich aus drei Haupthartgeweben: Zahnschmelz, Dentin und Zement. Der Zement, der die Zahnwurzel umhüllt, bildet charakteristische „Ringe“, die mit zunehmendem Alter jedes Jahr wachsen – ähnlich wie Baumringe. Die Studie der Northumbria University in Newcastle enthüllt mithilfe der Zementochronologie nun erstmals die biologischen Ursachen rauchbedingter Mundgesundheitsschäden in der Zahnstruktur.
Abweichungen in der Dicke und Regelmäßigkeit der Zahnringe
Ursprüglich wollten die Forschenden herausfinden, ob diese Ringe dazu verwendet werden könnten, das Alter einer Person in einem forensischen Umfeld zu bestimmen, etwa bei der Identifizierung von Katastrophenopfern. Nach der Untersuchung von insgesamt 88 Zähnen, die sowohl von lebenden Patienten als auch aus archäologischen Überresten stammten, stellten sie zu ihrer Überraschung fest, dass einige Zähnen Anzeichen von Störungen in den Zementringen aufwiesen, andere jedoch nicht.
Die Veränderung zeigte sich in Abweichungen in der Dicke und Regelmäßigkeit der Zahnringe. Schließlich entdeckte das Team, dass diese Störungen hauptsächlich bei den Personen auftraten, die aktuell rauchten oder früher einmal Raucher waren. Die Studie ergab demnach Hinweise auf rauchbedingte Zahnschäden bei 70 Prozent der ehemaligen und 33 Prozent der aktuellen Raucher, im Vergleich zu nur 3 Prozent der Nichtraucher.

So ist der Zahnzement bei Ex-Rauchern dicker, was den Wissenschaftlern zufolge darauf zurückzuführen ist, dass dieser sich nach dem Rauch-Stopp wieder normalisiert und sich auf den beschädigten Ringen stärkere Ablagerungen bilden, die diese verdicken. Bei aktiven Rauchern hingegen bleibt die Zementbildung der Zähne gestört.
Auch 20 Jahre nach der letzten Zigarette gibt es noch Schäden
Für die Studie stellten 46 Personen, denen im Verlauf der Behandlung mindestens ein Zahn extrahiert werden musste, insgesamt 70 Zähne sowie ihre Krankenhistorie zur Verfügung. Dabei wies beispielsweise der Zahn eines 58-jährigen Spenders Rauchschäden auf, die entstanden sein müssen, als der Mann zwischen 22 und 41 Jahren alt war. Er hatte mit 28 Jahren mit dem Rauchen angefangen und mit 38 Jahren aufgehört.
Das Team beprobte zudem weitere 18 Zähne aus archäologischen Überresten aus den Jahren 1776 bis 1890. Für 13 der vorgelegten Zähne lagen Angaben zum Alter, biologischen Geschlecht und Todesdatum der Menschen vor. Einige der archäologischen Zähne wiesen deutliche Spuren von Raucheraktivitäten in Form von Flecken und sogar Kerben vom Pfeiferauchen auf.
Bemerkenswerterweise ergab die Zahnzement-Analyse der archäologischen Proben, dass die Ringe in den Zähnen von Rauchern, die im 18. und 19. Jahrhundert gestorben waren, die gleichen Anzeichen von Störungen hatten wie die von lebenden aktiven oder ehemaligen Rauchern.
„Unsere Forschung zeigt, dass man allein durch die Untersuchung der Zähne feststellen kann, ob jemand Raucher war“, sagte Studienleiter Prof. Dr. Ed Schwalbe. „Die Erkenntnisse eröffnen darüber hinaus Möglichkeiten, zu verstehen, wie sich der langfristige Tabakkonsum der Bevölkerung im Laufe der Zeit auf unsere Gesundheit ausgewirkt hat“, ergänzte seine Kollegin Dr. Sarah Inskip.
Perrone V, Davies-Barrett AM, Migliario M, Randolph-Quinney P, Inskip SA, Schwalbe EC. Reconstructing smoking history through dental cementum analysis - a preliminary investigation on modern and archaeological teeth. PLoS One. 2025 May 27;20(5):e0323812. doi: 10.1371/journal.pone.0323812. PMID: 40424319; PMCID: PMC12111438.