ZFA just for one day

Sonja Schultz
Praxis
Nichts geht über Ausprobieren - das gilt auch für junge Menschen, die sich für den ZFA-Beruf interessieren. Deshalb durften am Berliner Philipp-Pfaff-Institut Schülerinnen und Schüler einen Vormittag lang selbst zu Mundspiegel und Dentalsonde greifen.

„Das ist Phantomkopf Otto. Er sagt nichts, ist aber trotzdem liebevoll zu behandeln.“ So stellt Zahnärztin Ilona Kronfeld-Möhring den Jugendlichen ihren ersten eigenen „Patienten“ vor. Die Teenager haben bereits Kittel, Mundschutz und Handschuhe angelegt. Jetzt setzen sie ihre Schutzbrillen auf und beugen sich über die Übungsköpfe.

"Er sagt nichts, ist aber trotzdem liebevoll zu behandeln!"

Die 15- bis 16-Jährigen interessieren sich für die Ausbildung zur/m Zahnmedizinischen Fachangestellten. Für die meisten von ihnen ist es der Erstkontakt mit den Tätigkeiten auf der anderen Seite des Behandlungsstuhls. Jetzt dürfen sie selbst Putzen und Polieren üben oder eine Zahnabformung mit Silikon machen.

Zum Informationstag rund um das Berufsbild ZFA luden die Verbundberatung und die Zahnärztekammer Berlin ins Philipp-Pfaff-Institut, die Fortbildungseinrichtung der Landeszahnärztekammer Berlin und Brandenburg. Auch Beraterinnen der Agentur für Arbeit und Vertreterinnen von Berufseinsteiger-Netzwerken unterstützten den Kennlerntag.  

Es ist die erste Veranstaltung ihrer Art, bei der ZFA-Interessierte sich selbst am Übungstisch ausprobieren können. „Das Philipp-Pfaff-Institut ist der ideale Ort dafür“, sagte Gaby Brandstetter von der Verbundberatung für Duale Berufsausbildung in Berlin. Bis zu 18 Teilnehmer finden im Übungsraum Platz, auf alle wartet eine eigene Ausrüstung vom Dentalset bis zum Phantomkopf. Zahnärztin Ilona Kronfeld-Möhring und Dr. Detlef Förster von der Zahnärztekammer Berlin begrüßten ihr zu Beginn noch etwas unsicheres Publikum. Dann übernahmen zwei junge Kolleginnen die Leitung des Schnupperkurses: die Zahnmedizinische Fachangestellte Dominique Günther und die Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin Nadine Thiemig.

###more### ###title### Besser keine zwei linken Hände ###title### ###more###

Besser keine zwei linken Hände

Günther und Thiemig erklärten alle Anforderungen der ZFA-Ausbildung, die Arbeits- und Weiterbildungsbereiche und gaben bereits erste Tipps. „Wenn man innere Ruhe ausstrahlt und immer freundlich ist, dann wirkt sich das auf die Patienten aus“, erklärte Dominique Günther. Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Freude an Medizin seien genauso wichtig wie Verantwortungsbewusstsein und etwas Geschick. Also besser: „keine zwei linken Hände“. 

Nach einer Einführung zum Aufbau der Zähne, zu Ernährung und Kariesbildung durften die Schülerinnen - ein männlicher Interessent war auch dabei - selbst zum Desinfektionsmittel greifen und mit dem praktischen Teil beginnen. Für alle gut sichtbar demonstrierten Thiemig und Günther per Videoleinwand den richtigen Einsatz der Dentalinstrumente. Dann waren die Jugendlichen an der Reihe.

Kurz mal am Kopf abgestützt

Im Eifer des Gefechts stützten sich einige bei der Arbeit immer mal wieder auf Phantomkopf Otto ab – ein echter Patient hätte hier protestiert. Andere hatten schnell heraus, wie die Zähne indirekt über den Mundspiegel zu inspizieren sind und wie sich Zahnseide möglichst elegant einfädeln lässt. Die ZFA-Neulinge durften ein Röntgenbild analysieren und Plaque mikroskopieren. Auch der bürokratische Aspekt der ZFA-Arbeit stand auf dem Programm.

Am Ende hatten die Jugendlichen eine bessere Vorstellung des Berufsbildes: Von der Stuhlassistenz bis zur abschließenden Reinigung des Arbeitsbestecks und der Leistungserfassung hatten sie alles „trocken“ geübt. 

Der reale Azubi-Alltag in einer Zahnarztpraxis sieht natürlich in mancher Hinsicht anders aus als eine lockere Übungssituation. Viele Auszubildende unterschätzen zu Beginn, wie nah man am Menschen arbeitet und wie körperlich anstrengend die Tätigkeit sein kann. Das berichteten die Ausbildungsvermittlerinnen von der Agentur für Arbeit und dem Berliner Netzwerk Ausbildung (BNA).

Für Teenager kann es schwierig sein, mit Schmerzpatienten umzugehen oder bei Angst zu beruhigen. Die menschliche Nähe ist allerdings auch das Schöne am Beruf. Diesen Aspekt betonten alle Ausbilder des Informationstages. „Ich darf ihnen wirklich von Herzen sagen: Es ist ein Beruf mit Zukunft, der viel Freude macht.“ So verabschiedete Ilona Kronfeld-Möhring die Teilnehmerinnen. „Papier kann ihnen das nicht bieten. Ein Aktenordner spricht nicht mit ihnen.“ 

Abformungen als Souvenir für Zuhause

Dr. Susanne Hefer, Ausbildungsberaterin der Zahnärztekammer Berlin, wies noch auf die Azubi-Stellenbörse der Kammer hin. Vielleicht geht aus dem ersten Infotag am Philipp-Pfaff-Institut ja die ein oder andere Bewerbung hervor. Den Jugendlichen hat der ZFA-Schnupperkurs gefallen. Sie gingen die ganze Zeit über konzentriert zu Werke. Ihre selbst vorgenommenen Abformungen nahmen sie als Souvenir mit nach Hause.      

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