Achtung Leukämiegefahr!

sp/pm
Gesellschaft
Wer in der Nähe von Raffinerien lebt, hat ein erhöhtes Risiko für bestimmte Blutkrebsarten. Das ermittelte jetzt ein amerikanisches Forscherteam. Schuld daran ist das Benzol.

Benzol war lange Zeit eine der Lieblingschemikalien der chemischen Industrie. Es ist unter anderem ein hervorragendes Lösungsmittel, lässt sich zu allen möglichen Substanzen weiterverarbeiten und hilft dabei, Verbrennungsmotoren ruhiger laufen zu lassen.

Schon in kleinen Mengen kariogen

Enthalten ist es natürlicherweise in Erdöl, es fällt auch bei der Steinkohleverarbeitung an. Benzol ist giftig und bereits in vergleichsweise geringen Mengen krebserregend. In vielen Bereichen wurde die Chemikalie daher mittlerweile durch weniger gesundheitsschädliche Alternativen ersetzt.

In einigen Gebieten ist das bisher jedoch nicht gelungen. So dient Benzol beispielsweise nach wie vor als Ausgangsstoff für Kunststoffe, Insektengifte, einige Farbstoffe und andere häufig verwendete Produkte. Auch im Autokraftstoff ist es weiterhin enthalten, allerdings darf normales Benzin nicht mehr als ein Prozent Benzol enthalten.

Angriff auf das Knochenmark

Selbst diese geringen Mengen können zum Problem werden - darauf deuten zumindest einige Studien hin. So findet sich beispielsweise bei Arbeitern, die lange Zeit häufig mit Benzol umgehen, ein erhöhtes Risiko für Krebsarten, die im Knochenmark entstehen. Dazu gehören Leukämien ebenso wie sogenannte Lymphome, also Krebsarten, die das Lymphsystem betreffen.

Mit letzterem beschäftigte sich jetzt auch das Team um Catherine Bulka von der Emory University in Atlanta. Die Forscher wollten wissen, ob das Risiko für solche Lymphome auch für Menschen erhöht ist, die im Umkreis von Raffinerien oder Fabriken wohnen, in denen mit Benzol gearbeitet wird.

Das Team wertete dazu alle Fälle von Non-Hodgkin-Lymphomen aus, die im US-Bundesstaat Georgia zwischen 1999 und 2008 erfasst wurden, und verrechneten sie mit Daten zur Benzolfreisetzung, die jedes Unternehmen in Georgia öffentlich machen muss.

Es gibt ein räumliches Muster

Ziel war, zu prüfen, ob diese Lymphom-Form in der Nähe von Raffinerien häufiger auftrat als bei Menschen, die weiter entfernt davon leben. Resultat: Tatsächlich fanden die Wissenschaftler mithilfe aufwendiger statistischer Methoden ein räumliches Muster.

Traten in Georgia im Durchschnitt 17,4 Fälle auf 100.000 Einwohner pro Jahr auf, waren es in der Nähe der benzolfreisetzenden Unternehmen signifikant mehr. Das galt für alle Unterformen des Krebses, die die Forscher untersuchten. Für jede Meile, die man weiter von solchen Unternehmen entfernt lebt, sinkt das Risiko dabei wieder um 0,31 Prozent.

Allerdings gibt es dabei Verschiedenes zu berücksichtigen. So können die Forscher beispielsweise keine absoluten Zahlen nennen, da ihr statistisches System äußerst komplex ist. Zudem haben sie nicht die tatsächlich Belastung mit Benzol erfasst, sondern nur die von den Unternehmen angegebenen Mengen verwendet, die insgesamt in die Umwelt gelangt sein sollen.

Geschönte Werte?

"Diese Werte könnten zum einen etwas geschönt sein" schreibt die "Bild der Wissenschaft online":  "Die Forscher sprechen von bis zu fünfmal höheren tatsächlichen Werten, und zum anderen spiegeln sie die jeweilige Menge im Wasser oder in der Luft in bestimmten Regionen nur unzureichend wider."

Letztlich ist Benzol weder der einzige Schadstoff, der in den betreffenden Gebieten zu finden war, noch sind die Unternehmen die einzige Quelle. Die meisten der benzolverwendenden Betriebe befanden sich nämlich im Großraum Atlanta, in dem beispielsweise auch der dichtere Straßenverkehr zur Benzolbelastung beiträgt  und wo es noch andere Industriezweige gibt, die mit gesundheitsgefährdenden Stoffen umgehen.

Kupfermühlen und Papierfabriken erhöhen auch das Krebsrisiko

So sei auch die Nähe zu Kupfermühlen, Papierfabriken und holzverarbeitenden Betrieben mit einem erhöhten Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome in Verbindung gebracht worden, berichten die Wissenschaftler. Dennoch sei es wichtig, den Hinweisen auf einen Zusammenhang mit der Nachbarschaft zu Raffinerien nachzugehen, um das Leben in der Nähe von Industrieanlagen möglichst sicher zu machen, betonen sie.

Catherine Bulka (Emory University, Atlanta) et al.: Cancer, doi: 10.1002/cncr.28083

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