Nebenwirkungen von COVID-Impfungen

Charité distanziert sich von umstrittener Studie

pr
Gesellschaft
Eine Studie von Prof. Harald Matthes, Charité Berlin, zu den Nebenwirkungen von COVID-19-Impfungen hat vor Kurzem für Zündstoff gesorgt. Jetzt hat die Charité die Studie aus dem Netz genommen und will sie umfassend prüfen.

Der Wissenschaftler der Charité wollte mit seiner Untersuchung (ImpfSurv Studie) belegen, dass es mehr Impfnebenwirkungen bei Corona-Impfstoffen gibt als bisher bekannt. Die Untersuchung ist in der Fachwelt umstritten und hat in der Öffentlichkeit für Diskussionen gesorgt.

Die Studie könne nichtals Studie aus der Charité deklariert werden

Wie verschiedene Medien berichten, hat sich die Charité inzwischen von der Studie distanziert. Eine Nachfrage des Linken-Abgeordneten Tobias Schulze bei Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hatte demnach ergeben, dass die Charité „die Studie vom Anthroposophie-Professor Matthes” aus dem Internet genommen habe und sie einer „umfassenden Qualitätsprüfung” unterziehe. Die Studie könne nicht im Namen der Charité veröffentlicht werden, hatte der Politiker auf Twitter Grote zitiert.

Zur Studie: Matthes hatte darin die These aufgestellt, dass die Zahl schwerer Komplikationen nach COVID-19-Impfungen möglicherweise 40-mal höher ist als bisher vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) angegeben. Er will durch eine Online-Befragung nachgewiesen haben, dass bei 0,8 Prozent der Impfungen schwere Nebenwirkungen aufgetreten – also bei einem von 125 Geimpften.

"Eine noch nicht einmal abgeschlossene offenemInternetumfrage"

Laut Medienberichten will die Charité nun nicht mehr, dass diese Behauptung in ihrem Namen verbreitet wird – zuvor hatte sie bereits erklärt, dass es sich bei der Studie von Matthes nicht um die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Arbeit handele, sondern nur „um eine noch nicht einmal abgeschlossene offene Internetumfrage”. Matthes ist Professor für Integrative und Anthroposophische Medizin an der Charité. Dabei handelt es sich um eine fremdfinanzierte Stiftungsprofessur. Zudem ist Matthes Präsident der Deutschen Akademie für Homöopathie und Naturheilkunde.

Die Charité kläre aktuell, ob die Umfrage von Matthes den Regeln für „gute klinische und wissenschaftliche Praxis” und den Auflagen der Ethikkommission entspricht, hieß auf Anfrage des Berliner Tagesspiegel-Checkpoint. Die Fragen, warum genau diese Studie „depubliziert” wurde und ob die Stornierung durch bessere Qualitätssicherung vorab zu vermeiden gewesen wäre, habe die Charité allerdings unbeantwortet gelassen.

Die Ergebnisse der Matthes-Studie spielen einerseits Impfkritikern in die Hände – andererseits ist die Untersuchung aber auch methodisch umstritten. en Berichten zufolge habe sich jeder online anmelden können, ohne dass die Identität überprüft wurde. Außerdem habe es keine Kontrollgruppe gegeben. Im Wissenschaftsblog des Magazins „Spektrum der Wissenschaft” wurde kritisiert, dass Matthes aus einer Online-Studie mit freiwilligen Teilnehmern auf die Gesamtbevölkerung schließt - und die Presse die Ergebnisse kritiklos übernommen hat.

Erfassung der Nebenwirkungen basierte nur auf den Angaben der Teilnehmer

Bereits vergangene Woche hatte ein Charité-Sprecher gegenüber dem ZDF erklärt, dass es sich bei der Untersuchung um eine offene Internetumfrage handele und damit nicht um eine wissenschaftliche Studie. Auch Leif-Erik Sander von der Charité hatte im Gespräch mit dem ZDF gesagt, er finde es „problematisch”, wenn die Erfassung der Nebenwirkungen einzig auf den Angaben der Teilnehmer basiert.

Zuvor hatte Sander auch gegenüber dem ARD-Faktenfinder gerügt, dass in der Studie die Begrifflichkeiten nicht sauber definiert beziehungsweise getrennt würden. Es werde vermengt, dass in den von Mattes zitierten Studien alle sogenannten „unerwünschten Ereignisse” erfasst werden, also auch solche, die nicht unbedingt im Zusammenhang mit der Impfung stehen. Unterscheiden müsse man „unerwünschte Ereignisse” von „unerwünschten Arzneimittelwirkungen”, also eigentlichen „Nebenwirkungen”.

Das PEI führt derzeit eine Studie zur Vollerfassung unerwünschter Reaktionen nach der Coronaimpfung durch. Diese Studie sei derzeit noch nicht abgeschlossen, berichtet ARD-Faktenfinder.

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