Das Tier im Menschen

eb/dpa
Gesellschaft
Tausende Wissenschaftler nehmen Jahr für Jahr die Tierwelt unter die Lupe. Dabei stoßen sie manchmal auf kuriose Parallelen zum Menschen - nicht nur bei Affen.

Bienen bringen ihr Gehirn mit Koffein auf Trab und Lamas schlucken Medizin lieber in einer leckeren Creme. In einigen Tieren, die Forscher im Jahr 2013 beschrieben haben, kann man sich leicht wiedererkennen. 

Dirty Dancing

Wenn Männer beim Tanzen Eindruck schinden wollen, legen sie sich besonders ins Zeug. Die Männchen der Graurücken-Leierschwänze stehen ihnen da in nichts nach und legen ihren Balztanz überraschend vielseitig aufs Parkett. Ihre Vogeldamen beeindrucken sie mit variierenden Tanzschritten - je nachdem, ob sie einen ruhigeren oder einen wilderen Gesang anstimmen, berichtete Anastasia Dalziell von der australischen Universität Canberra.

Dalziell: "Genauso, wie wir Walzer tanzen bei Walzer-Musik oder Salsa zu Salsa-Musik, so treten die Leierschwänze seitwärts und spreizen ihre Schwanzfedern wie einen Schleier zu einem Gesang, der klingt wie ein Spielautomat aus den 1980er-Jahren." 

Bienen als Koffein-Junkies

Wildes Nachtleben macht müde. Da hilft nur eins: Kaffee. Das schwarze Getränk weckt nicht nur Millionen Deutsche jeden Tag, sondern hält auch Bienen auf Trab. Koffein verändert die Hirnstruktur der Bienen und stärkt ihr Gedächtnis, wie britische Forscher der Universität Newcastle herausfanden. Mit der richtigen Dosis Koffein zur Belohnung erinnerten sich Bienen bis zu dreimal länger an den Duft einer Futterpflanze.

Koffein stärke offensichtlich das Langzeitgedächtnis der Bienen, folgerten die Forscher. Die Gehirne von Bienen und Menschen seien zwar sehr verschieden. "Auf der Ebene der Zellen, Proteine und Gene funktionieren sie aber sehr ähnlich. So könnte man an Bienen erforschen, wie Koffein unser eigenes Gehirn und Verhalten beeinflusst." 

Essen, was die Erwachsenen essen

Viele Erwachsene können sich einen Arbeitstag ohne Kaffee kaum vorstellen. Die meisten Kinder finden Kaffee jedoch eher eklig. Erst im Laufe der Pubertät schauen sie sich das Kaffeetrinken bei den Älteren ab - ähnlich wie die Grünen Meerkatzen. Die kleinen Affen beobachten, welche Speisen ihre Artgenossen bevorzugen und greifen dann ebenfalls zu dieser Kost. Auch wenn das ihren Vorlieben widerspricht.

Die Tiere lernen nicht, indem sie selbst ausprobieren, sondern indem sie ihre Artgenossen imitieren, mutmaßen die Forscher. "Das ergibt Sinn in der Natur, wo das Wissen der Einheimischen oft der beste Hinweis auf ein optimales Verhalten in ihrer Umgebung ist." 

Süße Medizin

Bei wirklich ekligem Geschmack hilft aber auch Gruppendruck nicht mehr viel. Bei bitterem Hustensaft zum Beispiel. Kleinkinder kriegen das Mittel oft mit süßem Zucker eingeflößt. Sonst spucken sie die Medizin wieder aus - wie österreichische Lamas: Die Tiere mögen ihre Medikamente gegen Leberegel nicht und wehren sich nach Kräften. Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben deshalb eine wohlschmeckende Paste entwickelt. Damit nähmen die Tiere ihre Medizin gerne und machten keine Faxen. 

Affe ärgere dich nicht

Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenem gibt es schlechte Verlierer. Sie flippen aus, wenn sie zum dritten Mal in Folge beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht verlieren. Eine Studie der Duke Universität in Durham (US-Staat North Carolina) zeigte: Affen reagieren in solchen Situationen ähnlich. 

Verzocken sich Schimpansen beim Glücksspiel, rasten sie aus. Die Wissenschaftler stellten die Tiere vor die Wahl: Bei der riskanten Option erhielten die Affen entweder ihren Lieblingssnack oder ein Essen, das sie nicht mochten. Bei der sicheren Option bekamen sie immer mittelmäßiges Futter. Die Affen zockten häufig um ihre Leibspeise. Verloren sie dabei, schlugen sie um sich, schrien, jammerten oder fiepten. 

Mistkäfer als Sternengucker

Südafrikanische Mistkäfer sind weniger risikofreudig. Um ihre frische Kotkugel vor den Artgenossen zu schützen, rollen sie diese möglichst schnell vom Dunghaufen weg. Auch nachts finden sie dabei ihren Weg. Sie orientieren sich - ähnlich wie früher Seefahrer - an den Sternen. 

Die Insekten nutzen unter anderem die Milchstraße zur Orientierung, wie schwedische Forscher herausfanden. Ihre Versuche hätten eindeutig gezeigt, dass die Käfer sich in mondlosen Nächten nicht an einzelnen Leitsternen orientieren, sondern an der Milchstraße insgesamt. Im relativ trockenen Südafrika ist die Milchstraße in der Regel wesentlich deutlicher zu sehen als in Mitteleuropa. Das schätzen - wenn auch aus anderen Gründen - auch die Menschen.

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