Repräsentative AOK-Umfrage

Die Hälfte der Deutschen hat keine Ernährungskompetenz

LL/pm
Gesellschaft
Wie gut können die Deutschen Informationen zu Nahrungsmitteln und gesunder Ernährung einschätzen?, fragte der AOK-Bundesbverband und stellt große Unterschiede je nach Alter, Geschlecht und Bildung fest.

Bei den Deutschen gibt es einigen Nachholbedarf hinsichtlich der Kenntnis über eine gesunde, vollwertige Ernährung. Das legt die repräsentative Umfrage des AOK-Bundesverbandes offen. Mit knapp 54 Prozent besitzt mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine "problematische oder gar inadäquate Ernährungskompetenz". Besonders signifikant ist das bei der jüngeren Altersgruppe. Auch hinsichtlich Geschlecht und dem Bildungsgrad gibt es große Unterschiede .

Frauen kennen sich besser aus

Während 53 Prozent der Frauen ausreichende Ernährungskompetenz zeigen, sind es bei den Männern nur 38 Prozent. Größer ist die Diskrepanz allerdings noch bei jungen Erwachsenen. Dass "nur jeder dritte junge Erwachsene weiß, wie gesunde Ernährung funktioniert", findet Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, alarmierend und sieht deutlichen Handlungsbedarf bei der Politik.

Denn die Ernährungskompetenz hängt hier auch mit dem Bildungsgrad zusammen: Während nur rund 37 Prozent der Haupt- und Volksschulabsolventen ausreichende Fähigkeiten zeigen, sich zu informieren, sind es bei den Abiturienten über 56 Prozent.

Zudem nehme die Fähigkeit junger Eltern ab, Mahlzeiten selbst zuzubereiten und dabei zwischen frischen Zutaten und Fertiggerichten mit zu viel Salz, ungesättigtem Fett, Kalorien und auch Zuckerzusatz zu unterscheiden, ergänzt der Vorsitzende der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Berthold Koletzko. Doch die Investition in die Fähigkeit, gesunde Speisen und Getränke zu wählen, sei wichtiger denn je. Sie habe direkten Einfluss auf die langfristige Gesundheit. 

80 Prozent der Fertiggerichte enthalten Zucker

Die Kommission erinnert daran, dass immer noch zu viel Zucker in zu vielen Lebensmitteln verarbeitet oder enthalten ist. "Dafür brauchen wir vor allem verbindliche Reduktionsziele mit der Industrie und darüber hinaus ein Verbot von Marketing für stark zuckerhaltige Kinderlebensmittel", fordert Dr. Kai Kolpatzik, Studienleiter und Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverband.

Der Bundesernährungsministerin Julia Klöckner ist klar: "Ernährungskompetenz will gelernt sein – ein Leben lang. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig es ist, Verbraucher aller Lebensphasen dabei zu unterstützen." Die Politik hat dafür verschiedene Programme und Kampagnen aufgelegt, zu denen auch die Einführung der Lebensmittelampel (Nutri-Scores) gehört.

Eine gesunde Ernährungsweise sollte darüber hinaus nicht abhängig von Herkunft und Elternhaus sein. Da rund 6,2 Millionen Menschen in Deutschland nicht richtig lesen und schreiben können, fehlt es bei ihnen grundsätzlich an der Kompetenz, Information zur Gesundheit richtig zu verstehen.

Zur Studie: DerAOK-Bundesverbandbefragte 2.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren zu ihren Ernährungsgewohnheiten, aber auch dem eigenen Kenntnisstand zu Nährstoffen, Planung und Zubereitung und Essgewohnheiten – kurz: zu ihrer Ernährungskompetenz. Die Fragen wurden dazu mit dem Bundes­ministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie mit dem Bundeszentrum für Ernäh­rung abgestimmt.

 

So definiert sich die Ernährungskompetenz

So definiert sich die Ernährungskompetenz

  • Nährwertkennzeichnungen richtig lesen und nutzen können

  • Lebensmittel selbst zubereiten

  • Mahlzeiten bewusst einplanen

  • gesunde Vorräte anlegen

  • trotz knapper Mittel gesund kochen

  • Süßem widerstehen

  • gesunde Snacks wählen

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