Große Meta-Studie

Forscher bestätigen hohes Infektionsrisiko im Haushalt

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Gesellschaft
"Closed Spaces", "crowd" und "close contact with conversation": Eine weltweite Meta-Studie mit über 77.000 Teilnehmern bestätigt das hohe Infektionsrisiko zuhause in der Familie.

US-Forscher haben in einer Meta-Analyse von 54 Studien aus der ganzen Welt mit 77.758 Teilnehmern untersucht, wie groß das Ansteckungsrisiko in Familien ist, wenn ein Mitglied sich mit SARS-CoV-2 infiziert hat. Ging man im Frühjahr noch davon aus, dass eine Übertragung unvermeidlich ist, wurden inzwischen immer mehr Fälle bekannt, in denen das nicht geschah, obgleich die Menschen unter einem Dach lebten und teilweise sogar das Bett miteinander teilten.

Das Risiko ist höher als bei SARS und MERS

Die Wissenschaftler um Zachary J. Madewell von der University of Florida kommen nun zu dem Ergebnis, dass Gefahr einer SARS-CoV-2-Infektion im Haushalt bei 16,6 Prozent liegt und damit höher als die beobachteten Raten für SARS-CoV (7,5 Prozent) und MERS (4,7 Prozent).

"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Haushalte wichtige Übertragungsorte sind und auch in Zukunft sein werden, selbst wenn in der Öffentlichkeit die Übertragungswege begrenzt werden", schlussfolgern die Autoren.

"Laut", "überfüllt" und "drinnen" machen einen Ort gefährlich

Man kann sich im Haushalt so leicht infizieren, weil er zu den sogenannten 3C-Umgebungen gehört. Diese zeichnen sich aus durch 1. geschlossene Räume ("closed spaces") 2. dicht gedrängte Personen ("crowd") und 3. in engem Kontakt mit zahlreichen Gesprächen stehende Personen ("close contact with conversation"). 

Allerdings variiert das Risiko je nach Familienmitglied. Partner stecken sich häufiger an, was vermutlich daran liegt, dass sie mehr Zeit zusammen verbringen, sich näher sind als andere Familienmitglieder und meist auch in einem Bett schlafen. Ob sexueller Kontakt ein Übertragungsweg ist, muss noch erforscht werden. Klar ist indes, dass laute Streitereien unter Paaren das Infektionsrisiko erhöhen.

Wer symptomfrei ist, ist wenig ansteckend

Wie groß die Ansteckungsgefahr für Kinder ist und welche Risiken von ihnen ausgehen, bleibt weiterhin ungewiss. Hier ist die Studienlage sehr heterogen. Denn obwohl Kinder ein geringeres Risiko für eine symptomatische Erkrankung zu haben scheinen, ist unklar, ob sie das Virus ähnlich wie Erwachsene ausscheiden.

Dagegen bestätigen die Wissenschaftler generell, dass bei stärkeren Symptomen die Wahrscheinlichkeit größer ist, andere Familienmitglieder anzustecken. Wer umgekehrt symptomfrei ist, birgt ein relativ geringes Risiko, das Virus weiterzugeben. Hier wurden kaum Übertragungen festgestellt (18 Prozent mit versus 0,7 Prozent ohne Symptome). Ein bis zwei Tage vor den typischen Beschwerden kann es sonst prinzipiell zu Ansteckungen kommen.

Madewell ZJ, Yang Y, Longini IM, Halloran ME, Dean NE. Household Transmission of SARS-CoV-2: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open. 2020;3(12):e2031756. doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.31756

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