Chinesische Studie

"Genesene" COVID-19-Patienten können noch Viren freisetzen

silv
Gesellschaft
Bei COVID-19-Patienten kann Virus-RNA länger nachgewiesen werden als bisher angenommen. Eine chinesische Studie hat Patienten untersucht, die nach ihrer Genesung erneut mit COVID-19-Symptomen ins Krankenhaus kamen.

Die Wissenschaftler um Jinru Wu von der Universität in Changsha initiierten eine Studie, nachdem in der 3,8-Millionen-Einwohner-Stadt Loudi im Zentrum der chinesischen Provinz Hunan zwei bereits genesene COVID-19-Patienten nach ihrer Entlassung mit denselben Symptomen wieder im Krankenhaus aufgenommen werden mussten. Per Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) wurden sie abermals positiv auf das Virus getestet.

"Wir haben daraufhin Proben von 58 anderen Patienten untersucht, die vor dem 27. Februar entlassen wurden", schreiben die Wissenschaftler. All diese 58 Patenten waren als gesund entlassen worden. Sie wurden nun neuerlich auf das Vorhandensein von Virus-RNA untersucht. Die Wissenschaftler machten Nasopharynx- und Analabstriche und stellten bei acht Patienten abermals Viren fest. Von insgesamt zehn der alles in allem 60 nachuntersuchten Patienten mit positiver PCR hatten fünf einen positiven Nasopharynx-, fünf einen positiven Analabstrich, bei einem Patienten war das Virus in beiden Abstrichen nachweisbar.

Ein Patient könnte 56 Tage lang das Virus freigesetzt haben

Acht Patienten waren zurzeit des erneuten Virusnachweises symptomfrei, zwei Patienten im Alter über 70 Jahren und mit hoher Komorbidität klagten über Husten. Einer der beiden Patienten, bei denen Viren-RNA nachgewiesen werden konnte, könnte ab dem Krankheitsausbruch 56 Tage lang das Virus freigesetzt haben, vermuten die Autoren.

Bei einem der Patienten lag die offizielle Genesung zum Zeitpunkt der Studien-Untersuchung 24 Tage zurück. Alle Patienten waren als „genesen“ entlassen worden, weil sie keine radiologischen Befunde oder Symptome mehr hatten. Zusätzlich war jeder Patient zweimal von den Ärzten PCR-negativ getestet worden. Die Patienten waren mit der Auflage, sich zunächst zu Hause zu isolieren, entlassen worden.

Zudem gab es in der Stadt Loudi nur wenige COIVD-29-Fälle, so dass die Wissenschaftler davon ausgehen, dass sie sich nicht zu Hause angesteckt haben können. Ein bereits als genesen entlassener Patient hatte Plasma gespendet. Die Pfleger und Ärzte, die dabei anwesend gewesen waren, wurden nachträglich in Quarantäne geschickt, da sie keine ausreichende Schutzkleidung getragen hatten. Alle blieben bei weiteren Tests PCR-negativ.

Offen ist, ob die nachgewiesenen Viren noch infektiös sind

"Wir gehen davon aus, dass es sich um virales Shedding handelt“, sagen die Studienautoren. Das ist die Freisetzung der Viren aus der Wirtszelle nach erfolgreicher Replikation. "In dieser Studie wurde nur eine kleine Anzahl entlassener Patienten untersucht", sagen die Autoren. Sie empfehlen deshalb weitere Studien, die zum einen größer angelegt sein sollen und zum anderen untersuchen sollen, ob die nachgewiesenen Viren noch infektiös sind. In den Stuhlproben der für die Studie Untersuchten war dies nicht der Fall.

Wu J, Liu X, Liu J, et al. Coronavirus Disease 2019 Test Results After Clinical Recovery and Hospital Discharge Among Patients in China. JAMA Netw Open. 2020;3(5):e209759. doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.9759

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