"Girls, you can do it!" Post aus Tonga - Teil 4
Die nächsten zwei Wochen helfen wir im Prince Ngu Hospital in Neiafu aus. Das ist die Hauptstadt von Vava’u, einer Hafenstadt, in der über 500 Yachten und Segelboote über das Jahr ihren Standort haben.
Alles ist hier viel kleiner und einfacher
Im Dental Department des Krankenhauses angekommen, werden wir wieder super herzlich empfangen und herumgeführt. Der Behandlungsraum besteht aus vier Behandlungseinheiten, wobei an zweien ausschließlich Extraktionen durchgeführt werden.
Es sind die einfach ausgestatteten Einheiten, diejenigen ohne Absauganlage, ohne Licht, ohne Speibecken, ohne jegliche Verstellfunktionen beziehungsweise die Funktionen sind einfach defekt. Der Rundgang ist schnell gemacht, alles ist hier viel kleiner und einfacher, es gibt einen Sterilisationsraum, einen Aufenthaltsraum und den Behandlungsraum, wo auch ein mobiles Röntgengerät steht, welches in den zwei Wochen unseres Einsatzes nicht einmal genutzt wird.
privat
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Wir realisieren schnell, dass dieses vierköpfige Team, bestehend aus der einzigen Zahnärztin Dr. Aleva, Dental Therapist Sina, der männlichen Assistenz Uuoti und dem Fahrer für das Mali-Mali Programm Hese, ganz allein für die zahnmedizinische Versorgung der 17.000 Menschen hier verantwortlich ist.
Vier Leute für 17.000 Menschen
Trotz dieser Riesenaufgabe fällt uns aber auch die angenehme, ruhige Arbeitsatmosphäre des Teams auf: Es läuft nebenbei Musik, die Frauen singen während der Behandlung mit, es wird sehr viel gelacht und gescherzt. Vor dem Betreten des Behandlungsraums ziehen Patienten sogar die Schuhe aus, ganz wie zu Hause – das Klima von der Fließbandarbeit, wie wir das aus der Hauptinsel kennen, spürt man hier nicht. Wahrscheinlich liegt das aber auch daran, dass wir hier abwechslungsreicher behandeln.
Unser Tagesablauf hier gleicht dem auf der Hauptinsel, aber zu unseren täglichen Aufgaben gehören eben nicht nur Extraktionen, sondern auch Füllungen. Einmal machen wir sogar eine professionelle Zahnreinigung und selbst an Wurzelbehandlungen dürfen wir ran, wozu die Dental Therapists ja nicht befugt sind – ein bisschen stolz sind wir schon darauf! Vor allem freuen wir uns darüber, endlich mal wieder Zähne zu erhalten, und nicht einen nach dem anderen zu entfernen.
"Girls, you can do it!"
Dr. Aleva und Sina stehen uns immer zur Seite, aber zuerst gehen wir an jeden Fall selbstständig ran – „Girls, you can do it!“. Wir dürfen hier Karies exkavieren, egal ob beim Kind oder beim Erwachsenen. Die Karies wird möglichst vollständig exkaviert, dann wird der Zahn hier meist mit temporären Füllungsmaterialien - selten sofort definitiv mit Komposit oder Amalgam - versorgt. Denn Komposit ist sehr teuer und da muss ganz genau überlegt werden, ob es sich bei entsprechender Mundhygiene lohnt. Erst wenn der Zahn nach Wochen völlig symptomfrei ist, wird er definitiv mit Komposit versorgt.
Amalgamfüllungen kommen nicht so oft vor. Nicht selten belassen wir die pulpennahe Karies belassen und überkappen indirekt mit Calciumhydroxid. So bekommen die Patienten fast immer einen Folgetermin. Außerdem sieht man jeden Patienten öfter und das Prophylaxe-System der beiden Frauen geht auf.