Katholische Kirche diskutiert die "Pille danach"

ck/dpa
Gesellschaft
Nach dem Kurswechsel des Kölner Erzbischofs Joachim Meisner in der Debatte um die "Pille danach" hat das Erzbistum Berlin eine klare Ausrichtung der Kirche verlangt.

"Unsere Krankenhäuser und Ärzte brauchen Orientierung, wie sie in Zukunft Frauen in dieser Situation unterstützen können - auch was den Einsatz der "Pille danach" angeht", sagte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki laut einer Mitteilung vom Samstagabend. "Wenn es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Wirkungsweisen der "Pille danach" gibt, dann ist es notwendig und wichtig, dass sich die Kirche bundesweit damit auseinandersetzt." 

In den Krankenhäusern des Erzbistums Berlin würden Frauen nach einer Vergewaltigung über alle Möglichkeiten der Hilfe informiert - auch über die "Pille danach", sagte Woelki. In Köln hatten zwei katholische Kliniken zuletzt eine vergewaltigte Frau abgewiesen. Die Ärzte befürchteten, gegen die Richtlinien der katholischen Kirche zu verstoßen, wenn sie bei der Untersuchung auf die "Pille danach" aufmerksam machen. 

Meisner reagiert auf die Kritik

Nach heftiger Kritik an diesem Vorgehen hatte sich der konservative Kölner Erzbischof Meisner am Donnerstag überraschend klar zur "Pille danach" geäußert: Das Präparat sei zulässig, wenn es eingesetzt werde, um die Befruchtung zu verhindern. Nicht hinnehmbar sei eine Verschreibung, wenn die "Pille danach" die Einnistung bereits befruchteter Eizellen in der Gebärmutter verhindern solle. 

Nach Angaben des Berufsverbands der Frauenärzte verschiebt oder verhindert die "Pille danach" lediglich den Eisprung, so dass keine Befruchtung stattfinden kann - sie wirkt also empfängnisverhütend. Sei die Eizelle bereits befruchtet, verhindere die Einnahme des Präparats nicht deren Einnistung. 

Einem Bericht des "Spiegel" zufolge sind auf dem deutschen Markt jedoch zwei Produkte erhältlich ("EllaOne" und "PiDaNa"), die beide nicht nur einen Eisprung verhindern, sondern auch bereits befruchtete Zellen vernichten könnten. Der Berliner "Tagesspiegel" (Samstag) ist vorsichtiger: Bei der 2009 zugelassenen "EllaOne" gebe es noch wenig Erfahrungen, aber zumindest die Vermutung, dass sie einer bereits befruchteten Eizelle die Einnistung erschweren könnte. 

SPD und Grüne wollen die Rezeptpflicht abschaffen

SPD und Grüne wollen unterdessen über den Bundesrat durchsetzen, dass Frauen die "Pille danach" ohne Rezept bekommen können. Die rot-grün regierten Bundesländer hätten Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen damit beauftragt, bis April eine entsprechende Initiative auszuarbeiten, berichtete die Zeitung "Sonntag Aktuell".

Sollte sich dann eine Mehrheit für den Vorstoß abzeichnen, "könnten wir den Gesetzentwurf relativ rasch in den Bundesrat einbringen", sagte ein Sprecher von Baden-Württembergs Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD). 

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