Pro Familia wird 60

ck/dpa
Gesellschaft
Seit 60 Jahren berät pro familia die Deutschen in Verhütungsfragen und Beziehungsproblemen. Im Gespräch beschreibt die Vorsitzende Daphne Hahn die Gründungszeit.

Am 23. Dezember 1952 wurde der Verband in Kassel gegründet. Warum ausgerechnet einen Tag vor Weihnachten und warum in Nordhessen - daran kann sich bei der pro familia heute keiner mehr erinnern. Aber wieso es damals nötig war, solche Beratungsstellen aufzubauen, weiß Hahn (52), Professorin für Gesundheitswissenschaften und empirische Sozialforschung an der Hochschule Fulda, noch genau.

Vor 60 Jahren wurde pro familia gegründet. Welche Ziele haben Sie damals verfolgt - und wie viel haben Sie davon erreicht? 

Hahn: Als pro familia gegründet wurde, war das Ziel, Empfängnisverhütung - vorwiegend für Ehepaare - zugänglich zu machen. 1952 war der Zugang denkbar schlecht. In den meisten Bundesländern war es verboten, empfängnisverhütende Mittel zu produzieren und zu bewerben.

Eng damit verbunden war das Ziel, die Anzahl illegal durchgeführter Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren. Heute ist der Zugang zu Empfängnisverhütung relativ leicht und die Zahl der Abtreibungen sinkt kontinuierlich. Wir würden uns allerdings wünschen, dass der Zugang zu Empfängnisverhütung sozial gerechter gestaltet würde, heute hängt das doch etwas von Geld ab.

Welches Thema treibt Sie aktuell am meisten um? 

Wir kämpfen dafür, dass "die Pille danach" rezeptfrei wird. In den meisten anderen europäischen Ländern ist das der Fall, selbst in Ländern wie Irland. In Deutschland gibt es erheblichen Widerstand, der sich aufgrund der internationalen Datenlage nicht nachvollziehen lässt.

Aus unserer Sicht ist es positiv, wenn man einem Verhütungsunfall mit einem anderen Verhütungsmittel begegnen kann. Allerdings ist es bei "der Pille danach" entscheidend, dass Frauen so schnell wie möglich an das Medikament kommen und nicht erst zum Arzt oder ins Krankenhaus muss. 

Und was wird Sie wohl in Zukunft verstärkt beschäftigen?

Die Themen von pro familia verändern sich - auch weil sich die Paarbeziehungen verändern. Wir bekommen heute zum Beispiel mehr Anfragen zum Thema Sexualität im Alter. Immer wichtiger wird auch das Thema unerfüllter Kinderwunsch: Pro familia berät Paare, die nach Möglichkeiten suchen, doch noch ein Kind zu bekommen.

Oder das Thema pränatale Diagnostik: Wenn es einen Hinweis auf eine Behinderung gibt, dann fragen Paare: Was mache ich jetzt mit diesem Ergebnis? Bei pro familia erhalten sie einfühlsame Beratung.

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