USA

Tabakkonzerne machen Werbung gegen Rauchen

mg
Gesellschaft
Sonntag sahen Fernsehzuschauer in den USA zum ersten Mal Werbung gegen das Rauchen, die von den Tabakkonzernen finanziert wurde.

Es ist ein Novum: In den USA haben zum ersten Mal Unternehmen Anzeigen geschaltet, um vor ihren eigenen Produkten zu warnen.

Die Branchenriesen der Tabakindustrie Altria (Marlboro, L&M) und British American Tobacco (Lucky Strike, Camel) tun das freilich nicht aus freien Stücken. Ein Gericht in Washington hatte die Spots als "Richtigstellungen" angeordnet, heißt es in übereinstimmenden Medienberichten - als Teil eines Vergleichs, mit dem die Konzerne Strafzahlungen in Milliardenhöhe vermeiden und endlich einen seit 1999 währenden Rechtsstreit mit der US-Regierung beenden wollen.

Bereits 2006 hatte dasselbe Gericht festgestellt, dass die Tabakindustrie jahrzehntelang eine systematische Desinformationspolitik verfolgt und Verbraucher über die Gefahren des Rauchens belogen hatte. Elf Jahre später folgt die Strafe für diese Geschäftspraxis: Die Firmen müssen zwölf Monate lang fünf Abende pro Woche einen Spot in einem der großen US-Fernsehsender ausstrahlen lassen. Außerdem sollen fünf ganzseitige Anzeigen in den Wochenendausgaben von 45 Tageszeitungen geschaltet werden.

Die Wirksamkeit der Aufklärungskampagne vor allem bei jungen Verbrauchern ist umstritten. In ihrer Konzeption sind die Spots nämlich langweilig, eine monotonen Stimme verliest Text, der im Bild angezeigt wird. Und über diese Texte wurde jahrelang gerungen, so lang, dass sich die Medienlandschaft in der Zwischenzeit grundlegend geändert hat. Die vom Gericht angeordnete Kampagne ist auf Zeitungen und Fernsehsender begrenzt - Medien, die junge Leute heute kaum noch konsumieren.

In Deutschland besteht dringender Handlungsbedarf - so bescheinigt es 2017 zumindest die Association of European Cancer Leagues in einer Studie, die die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen gegen das Rauchen in 35 europäischen Ländern vergleicht. Deutschland liegt dabei auf den vorletzten Platz und ist demnach das am problematischste Land in Europa hinsichtlich der Tabakregulierung und der einzige EU-Mitgliedstaat ohne Verbot für Tabak-Außenwerbung.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.