US-Kieferorthopäden ziehen vor Gericht

USA: Aligner-Therapie zum Selbermachen

mg
Gesellschaft
Das Neueste aus den USA: Patienten formen ihre Zähne selbst ab, senden diese an "SmileDirectClub" und erhalten ihre Aligner per Post. Der Fall beschäftigt jetzt 36 Generalbundesanwälte.

Seit drei Jahren vertreibt das Start-up aus Nashville, Tennessee, seine Aligner-Therapie, die den Besuch beim Kieferorthopäden überflüssig machen soll. Stattdessen können Patienten einen von momentan 27 sogenannten SmileShops aufsuchen, wo ihre Zähne für 95 Dollar gescannt werden - oder für denselben Preis ein Abform-Set für zuhause ordern.

Per Express wird dann ein Karton mit Abdrucklöffeln, -masse und Rücksendeschein geliefert. Die vom Patienten selbst erstellten Abdrücke werden in dem Unternehmen dann von einem Profi gesichtet, der einen Behandlungsplan erstellt und den regelmäßigen Versand der Aligner veranlasst.

Aus Sicht der Vereinigung amerikanischer Kieferorthopäden AAO (American Association of Orthodontists) ist dieses Vorgehen illegal und potenziell gefährlich, weshalb sie in 36 US-Bundesstaaten bei den jeweiligen Generalbundesanwälten und einzelnen Zahnärzten Beschwerde eingereicht hat, berichtet das Online-Portal Buzzfeeds.com.

Entscheidend wird dabei sein, ob das Unternehmen selbst medizinische Arbeit leistet, die nach den jeweiligen Bundesgesetzen nur ausgebildete Fachleute erbringen dürfen - oder ob es lediglich als Vermittler agiert, der die Verbindung zwischen Patienten und Behandlern schafft.

Bis zur Entscheidung floriert das Geschäft. So hatte Mitbewerber Align Technology im Sommer 2016 rund 46 Millionen US-Dollar investiert, um exklusiver Lieferant von SmileDirect zu werden und besitzt jetzt 19 Prozent des Unternehmens, das in drei Jahren auf fast 1.000 Mitarbeiter gewachsen ist.

Align Technology teilte dazu in einer Meldung an seine Aktionäre mit, die Vereinbarung mit SmileDirectClub bringe das Fertigungs- und Produktions-Know-how in "ein neues und wachsendes Marktsegment für Erwachsenenbehandlungen", das den Verbrauchern neue Behandlungsmöglichkeiten und den Invisalign-Anbietern neue Geschäftsmöglichkeiten biete.

Gleichzeitig gibt es Buzzfeeds zufolge bereits Nachahmer, die auf regionalen Märkten wie Philadelphia (unter dem Namen "Orthly") und New York (unter der Bezeichnung "Candid Co.") vergleichbare Produkte anbieten beziehungsweise Zukunft anbieten wollten.

SmileDirect operiert hingegen beinahe landesweit. Aktuell soll es 225 Partnerzahnärzte und -kieferorthopäden in 49 der 50 US-Bundesstaaten geben, die mit dem Start-up kooperieren. Zu welchen geschäftlichen und finanziellen Verflechtungen es dabei genau kommt, wird der Rechtsstreit klären müssen.

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