Gesundheitskrise in Großbritannien

Zugang zu NHS-Zahnärzten auf Zehnjahrestief

mg
Gesellschaft
Der Zugang zu Zahnärzten des National Health Service (NHS) ist aktuell der schlechteste seit einem Jahrzehnt, wie neue Zahlen belegen. Nur die Hälfte der Erwachsenen erhielt in den vergangenen 24 Monaten eine Kontrolle oder Behandlung.

NHS-Statistiken zeigen, dass nur gut die Hälfte (50,2 Prozent) der Erwachsenen in Großbritannien in den letzten zwei Jahren einen Zahnarzt des staatlichen Gesundheitsdienstes besucht haben. Das entspricht einem Rückgang um 2,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreswert.

Ein Viertel aller Briten ist komplett abgeschnitten von der zahnmedizinischen Versorgung

In der Hauptstadt lag der Wert sogar deutlich niedriger: Nur 44 Prozent der Londoner hatten in den vergangenen 24 Monaten einen Termin bei einem NHS-Zahnarzt. Medienberichten zufolge ist gut ein Viertel aller Briten komplett abgeschnitten von der zahnmedizinischen Versorgung. Ihnen ist es schlicht nicht möglich einen Termin zu bekommen, berichtete im Frühjahr 2019 das Webportal The Independent.

"Es ist nicht verwunderlich, dass weniger Patienten als je zuvor zu ihrem NHS-Zahnarzt kommen", kommentiert Dr. Dave Cottam von der British Dental Association (BDA) die aktuelle Entwicklung. "Es ist das logische Ergebnis eines unterfinanzierten Systems, das die Patientenzahlen effektiv begrenzt und jetzt eine Rekrutierungskrise im gesamten Dienst auslöst."

60 Prozent der NHS-Zahnärzte wollen aus dem NHS aussteigen

Die BDA rechnet mit einer weiteren Verschlimmerung der Situation. Ihren Angaben zufolge planen drei Fünftel aller NHS-Zahnärzte, in den kommenden fünf Jahren ihren Anteil an Behandlungen für das staatliche Gesundheitssystem entweder zu reduzieren oder nur noch ausschließlich privatzahnärztlich zu praktizieren.

Hintergrund: Das jährliche Einkommen der Zahnärzte für ihre NHS-Arbeit ist in den vergangenen zehn Jahren um 12 Prozent auf durchschnittlich 59.700 Britische Pfund gesunken. Unter Berücksichtigung der Inflation entspreche diese Entwicklung Kürzungen von mehr als einem Drittel, rechnet die BDA vor.

Die Zahlen des NHS zeigen zudem, dass nur 59 Prozent der Kinder in den letzten zwölf Monaten einen NHS-Zahnarzt aufgesucht haben. Dieser Wert ist nach Ansicht von Experten "inakzeptabel hoch", da in den vergangenen Jahren eine alarmierende Zahl von Kindern mit desolater Mundgesundheit für Extraktionen unter Vollnarkose in Krankenhäusern behandelt werden musste. 

Ein Sprecher des NHS widersprach der Darstellung der BDA gegenüber The Independent: Neun von zehn Briten, die einen Termin bei einem NHS-Zahnarzt benötigten, bekämen diesen auch, sagte er. Und die überwiegende Mehrheit von ihnen sei mit ihrer Versorgung auch zufrieden.

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