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"Die Notaufnahmen platzen aus allen Nähten"

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Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ist 50 Jahre geworden. Ein Wunsch zum Jubiläum: Unikliniken sollten besser finanziert werden, sagt Simone Corpus, stellvertretende Pressesprecherin im zm-online-Interview.

1. 1965-2015: Was sind die Meilensteine in der 50-jährigen Geschichte der Uni?

Simone Corpus:Meilensteine hat unter anderem Prof. Hans Georg Borst in der Herzchirurgie gesetzt, zum Beispiel mit der an der MHH entwickelten Elephant-Trunk-Technik, das ist eine vollständige thorakale Schlagader aus Kunststoff für Patienten mit einem Aneurysma oder der bundesweit zweiten Herz-Transplantation 1983.

Ein Pionier der Transplantationsmedizin war Prof. Dr. Rudolf Pichlmayr, er hat bereits 1968 an der MHH die erste Niere verpflanzt, 1970 das erste Mal bei einem Kind. Auch die Kinderklinik mit ihrer frühen Spezialisierung auf Lungenleiden, besonders auch seltene Erkrankungen wie der Mukoviszidose, ist hervorzuheben. Zudem die Behandlung von Leukämien bei Erwachsenen wie bei Kindern, wesentliche Impulse der Psychiatrie-Reform in den 70er Jahren gingen von der MHH aus und vieles mehr…

2. Wo ist die MHH unschlagbar und in welchen möchte sie aufholen?

Corpus:Nach wie vor unschlagbar ist die Transplantationsmedizin (wir sind Deutschlands größtes TX-Zentrum), aber auch die regenerative Medizin wie unsere mitwachsenden Herzklappen, Immunitäts- und Entzündungsforschung, Implantatforschung, Leberforschung, die Behandlung seltener Erkrankungen. Weltweit implantieren wir unter anderem die meisten Cochlea Implante (CIs) - Innenohrprothesen, die Menschen wieder hörend machen.

Ansonsten muss die Medizin sowohl in der Forschung als auch in der Krankenversorgung immer nach Verbesserungen streben und das tun wir auch.

3. Wie sehen die Herausforderungen für die Zukunft aus?

Corpus:Eine Herausforderung ist sicher die weitere Finanzierung der Universitätsmedizin, dort gibt es inzwischen aber einige Gesetzgebungsinitiativen, um die Situation zu verbessern: zum Beispiel für einen Systemzuschlag, weil Unikliniken nun mal die am schwersten erkrankten Patienten behandeln, es aber nicht ausreichen finanziert bekommen. Auch Innovationen - und das ist ja auch die Aufgabe von Unikliniken: innovativ zu sein - müssen schneller finanziert werden. Ein besonderes Problem sind die Notaufnahmen, die auch bei uns aus allen Nähten platzen, aber ebenfalls nicht ausreichen finanziert werden.

Die Fragen stellte Daniela Goldscheck.

Grund für die Gründung der MHH in Hannover war der Ärztemangel Anfang der 1960er Jahre. Damals begannen 14 Abiturienten mit dem Studium. Heute sind es 3.300 Studierende, 600 Auszubildende und 1.400 Wissenschaftler. Nach eigenen Angaben ist die MHH die forschungsstärkste medizinische Hochschuleinrichtung bundesweit.

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