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Neue Kampagne zur Organspende startet

eb/dpa
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Zuletzt sorgten Tricksereien bei der Organvergabe für Schlagzeilen. Weiter warten Tausende Kranke auf ein Organ - weshalb jetzt eine groß angelegte Werbekampagne startet.

Ungeachtet des jüngsten Skandals um die Transplantationsmedizin startet in dieser Woche eine Kampagne für mehr Spenderorgane. Die Versicherten bekommen einen Organspendeausweis und Informationen zugeschickt. Die Techniker Krankenkasse (TK) kündigte an, direkt zum Inkrafttreten der Organspendereform am 1. November mit dem Versand an ihre 6,9 Millionen Versicherten über 16 Jahre zu beginnen. Andere Kassen warten noch ab. 

Bis Ende Oktober kommenden Jahres haben die Kassen nun für entsprechende Briefe Zeit. Ziel sei es zunächst, die Versicherten zu informieren, sagte TK-Chef Jens Baas. Die Versicherten könnten die Ausweise in Scheckkartenformat auch unausgefüllt lassen oder einer Organentnahme nach dem Tod widersprechen. Baas: "Wir wollen niemanden dazu drängen." 

Zweifel an der Wirksamkeit der aktuellen Kontrollen bleiben

Ziel der im Bundestag über die Fraktionsgrenzen hinweg beschlossenen Entscheidungslösung und der Kampagne ist eine Steigerung der Spendebereitschaft. Der nun umgesetzten Reform waren jahrelange Debatten vorausgegangen.

Jetzt sollen alle Versicherten informiert und um eine Entscheidung gebeten werden. Bisher musste man sich aktiv um das Thema kümmern und gegenüber den Angehörigen oder per Ausweis seine Spendebereitschaft bekunden, wenn man nach dem Tod als Organspender infrage kommen wollte. 

Briefe informieren gleichzeitig über den Nutzen einer Patientenverfügung

Der Verdacht auf kriminelle Tricksereien bei der Vergabe von Organen in Göttingen und Regensburg hatte laut Umfragen zu einem Rückgang der Spendebereitschaft geführt. Bei einem Treffen von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mit Vertretern von Ländern, Ärzten, Kassen und Kliniken waren im August schärfere Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten vereinbart worden. In der Koalition, vor allem aber bei SPD, Linken und Grünen blieben jedoch Zweifel und Forderungen nach mehr staatlicher Aufsicht. 

Von den 12.000 Menschen, die in ganz Deutschland auf eine Spende warten, sterben jeden Tag drei. Baas räumte ein, die nun verschickten Briefe allein könnten die Probleme nicht deutlich abmildern. Wieviele Menschen einen Ausweis ausfüllen, werde nicht ermittelt. Es komme auf die ebenfalls beschlossene Neuerung an, dass sich in den einzelnen Kliniken jemand darum kümmert und Spenden vorbereitet. 

Überraschend dürfte für viele Empfänger des Kassen-Materials sein, dass sie sich auch über Patientenverfügungen Gedanken machen sollen. Baas erläutert: "Wenn ich ausschließe, dass ich Apparatemedizin bekomme, schließe ich damit auch die Organspende aus." Denn ist der Hirntod eingetreten, müssen Betroffene an Apparate angeschlossen werden, damit die Organe bis zur Entnahme funktionsfähig bleiben. 

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