Natürliche Mineralwasser tragen in Deutschland zur Fluoridaufnahme der Kinder bei, wenn über Wochen und Monate dieselbe Marke in der Familie beziehungsweise in der Kita gekauft wird.
Nach den Empfehlungen von Fachgesellschaften sollte Säuglingsnahrung grundsätzlich mit Trinkwasser zubereitet werden. Liegt die Nitratkonzentration im Trinkwasser bei über 50 mg Nitrat/l, ist es besser, auf Mineralwasser zurückzugreifen, rät die LAGH in einem aktuellen Schreiben.
Gerade In Fällen, in denen ein fluoridreiches Mineralwasser dauerhaft getrunken wird, ist der Fluoridgehalt in der Fluoridanamnese und Beratung zu beachten. Eltern, die Fluoride in Zahnpasten ablehnen, sind häufig bereit, Mineralwasser mit natürlich höherem Fluoridgehalt zu kaufen, betonen die Autoren des Papiers. In beiden Fällen kann die als Download beigefügte Liste eine Hilfe sein.
Beurteilung von Mineralwasser im Zusammenhang mit Fluorid
Angelehnt an die Empfehlungen der DGZMK ist natürliches Mineralwasser hier in folgende Bereiche eingeteilt worden:
- 0-0,29 mg Fluorid/l I ohne Bedeutung für die Anamnese
- 0,3-0,69 mg Fluorid/l II muss berücksichtigt werden
- 0,7-1,50 mg Fluorid/l III keine Supplemente nötig
- über 1,50 mg Fluorid/l IV Überdosierung möglich
Wird ein natürliches Mineralwasser mit der Angabe „zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet“ in Deutschland versehen, darf laut der Mineral- und Tafelwasserverordnung der Fluoridgehalt nicht höher sein als 0,7 mg/l. Problematisch ist jedoch, dass der Fluoridgehalt im Mineralwasser bis 1,5 mg/l nach geltender Gesetzeslage nicht deklariert werden muss.
Erst ab 1,5 mg/l wird der Fluoridgehalt im Mineralwasser deklariert!
Deshalb wird nur bei den wenigsten Marken der Wert auf dem Etikett vermerkt. Bei einem Wert höher als 1,5 mg Fluorid pro Liter müssen dagegen der tatsächliche Gehalt und zusätzlich - deutlich lesbar in unmittelbarer Nähe der Verkehrsbezeichnung - der Hinweis angegeben werden: "Enthält mehr als 1,5 mg/l Fluorid: Für Säuglinge und Kinder unter sieben Jahren nicht zum regelmäßigen Verzehr geeignet". Durch diese Deklarationspflicht wird das Risiko einer Überdosierung - mit dem Risiko einer milden Dentalfluorose - durch die Kombination von fluoridhaltigen Mineralwassern, Fluoridtabletten und dem Verschlucken von Zahnpasta minimiert.
Seit dem 1. Januar 2008 beträgt der Höchstgehalt für Fluorid fünf mg Fluorid/l Mineralwasser. Das ist europaweit der Grenzwert. Damit die Unternehmer diesen Richtlinien entsprechen können, wird eine Behandlung zur Fluoridentfernung mithilfe von aktiviertem Aluminiumoxid („Behandlung zur Fluoridentfernung“) zugelassen. Neben den verpflichtenden Hinweisen gelten natürliche Mineralwasser ab 1,0 mg/l Fluorid als „fluoridhaltig“.
Im Rahmen dieser Übersichtsarbeit wurde der Fluoridgehalt von über 280 Mineral- und Heilwassern zusammengestellt. Quell- und Tafelwasser sind nicht enthalten. Die Angaben beruhen auf Veröffentlichungsdaten und Herstellerangaben. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Zu den Autorinnen: Dr. Andrea Thumeyer ist Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH), Dr. Ulrike Ulrike Freund, Oecotophologin und Referentin bei der LAGH. Die Recherche hat Jacqueline Zeuner durchgeführt.
Literatur
- Schulte A, Stoll R, Pieper K: Fluoridkonzentration im Urin von Kindern mit unterschiedlicher Fluoridzufuhr. Dtsch Zahnärztl. Z 50, 49-52 (1995)
- VERORDNUNG (EU) Nr. 115/2010 DER KOMMISSION vom 9. Februar 2010 zur Festlegung der Bedingungen für die Verwendung von aktiviertem Aluminiumoxid zur Entfernung von Fluorid aus natürlichen Mineralwässern und Quellwässern
- "Mineral- und Tafelwasser-Verordnung vom 1. August 1984 (BGBl. I S. 1036), die zuletzt durch Artikel 1 der Verordnung vom 22. Oktober 2014 (BGBl. I S. 1633) geändert worden ist" Stand: Zuletzt geändert durch Art. 1 V v. 22.10.2014 I 1633
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