Studie

Strahlenfreie KFO-Planung möglich

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Das Röntgenbild ist der Goldstandard in der kieferorthopädischen Behandlungsplanung. Ein Dental-MRT bestimmt die Landmarken aber mittlerweile in vergleichbarer Präzision - schneller und ohne Strahlenbelastung.

Bisher ist die Aufnahme eines Röntgenbildes gängige Praxis, wenn bei Kindern und Jugendlichen die Zahnstellung korrigiert werden muss. Jetzt konnte gezeigt werden, dass die entsprechenden Landmarken mit der Magnetresonanztomografie (MRT) ebenso exakt wie im Röntgenbild vermessen werden können.

Die Ergebnisse der dazu durchgeführten Studie veröffentlichten Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg um Prof. Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuroradiologie, und Prof. Dr. Christopher J. Lux, Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie im Journal PLOS ONE.

Kein Kontrastmittel, keine Strahlenbelastung und keine zehn Minuten

Untersucht wurden 20 Jugendliche im Alter von acht bis 26 Jahren, von denen eine MRT-Aufnahme und ein Röntgenbild angefertigt wurden. Zwei Experten markierten unabhängig voneinander 18 wichtige Landmarken im Kiefer. Ein spezielles Computerprogramm errechnete dann daraus 14 Winkel und zehn Distanzen, die für eine kieferorthopädische Behandlungsplanung wichtig sind.

Ein Vergleich der Daten zeigte eine Abweichung von maximal drei Grad bei den Winkeln und maximal drei Millimetern bei den Distanzen zwischen Röntgenbild und MRT - Unterschiede, die im Toleranzbereich von bildgebenden Verfahren liegen. Insbesondere für die jungen Patienten ist die kurze Aufnahmezeit von unter zehn Minuten bei der in Heidelberg weiterentwickelten MRT-Technik von Vorteil. Die Verabreichung eines Kontrastmittels ist nicht erforderlich. Derzeit wird die Methode in weiteren klinischen Studien erprobt.

"Wir hatten im Vergleich zum Goldstandard - dem Röntgenbild - nur sehr geringe Unterschiede, die im Rahmen der üblichen tolerablen Standardabweichung liegen. Der große Vorteil der MRT ist jedoch, dass sie ohne Strahlenbelastung auskommt. Auch wenn die Röntgenbelastung bei zahnärztlichen Untersuchungen gering ist, möchte man sie insbesondere bei Kindern und Jugendlichen so weit wie möglich reduzieren", sagt Bendszus, der das Verfahren nun in eine breitere Anwendung bringen möchte. Dieser Vorteil könne künftig auch dann zum Tragen kommen, wenn bei spezifischen kieferorthopädischen Fragestellungen, zum Beispiel stark im Knochen verlagerte Zähne, eine 3D-Bildgebung erforderlich ist.

Einsatzgebiete für das Dental-MRT

Die KFO ist nach Ansicht der Wissenschaftler nur ein Teil der zukünftigen Anwendungsmöglichkeiten bei Kindern: "Es gibt auch andere Indikationen, zum Beispiel Verlaufskontrollen der Zähne nach Unfällen oder die Frage nach Zahnentwicklungsstörungen, die auch eine Einbindung der anderen zahnärztlichen Fächer, etwa Zahnerhaltung, Zahnärztliche Prothetik und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie sinnvoll erscheinen lässt, was gerade Gegenstand weiterer klinischer Studien ist", erklärt Lux.

Das Verfahren der Dental-MRT sei somit nicht nur für Kinder geeignet, sondern könne in der Zahnheilkunde auch beim Erwachsenen wichtige Zusatzinformationen ohne Strahlenbelastung liefern. Gerade bei Parodontitis oder gelockerten Zahnimplantaten könne die MRT durch den hervorragenden Weichteilkontrast bereits früh die Diagnose stellen bevor Veränderungen im Knochen auftreten, die man dann erst im Röntgenbild sehen kann. Die Möglichkeiten haben die Heidelberger in Pilotstudien gezeigt. Weitere Studien dazu laufen.

Heil A, Lazo Gonzalez E, Hilgenfeld T, Kickingereder P, Bendszus M, Heiland S, Ozga AK, Sommer A, Lux CJ, Zingler S: Lateral cephalometric analysis for treatment planning in orthodontics based on MRI compared with radiographs: A feasibility study in children and adolescents. PLoS One. 2017. doi.org/10.1371/journal.pone.0174524

Lesen Sie hierzu auch den Artikel"Ist MRT das neue Röntgen?"

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