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Syriens Gesundheitssystem zusammengebrochen

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Unter dem Krieg in Syrien leidet auch die medizinische Versorgung. Viele Menschen sind von Behandlung und Medikamenten abgeschnitten, berichtet die Organisation Ärzte ohne Grenzen.

"Vom ehemals guten Gesundheitssystem Syriens sind nur noch Bruchstücke übrig", sagte der Vorstandsvorsitzende von Ärzte ohne Grenzen Deutschland (MSF), Dr. Tankred Stöbe, auf der Jahrespressekonferenz der Organisation in Berlin. In einigen Gegenden seien die Menschen von jeglicher medizinischer Versorgung abgeschnitten.

MSF schätzen, dass fast 60 Prozent aller Krankenhäuser und 80 Prozent aller Krankenwagen bei den Kämpfen zerstört wurden. Bis heute sind 100.000 Menschen gestorben, Millionen befinden sich auf der Flucht. Insgesamt suchen 1,5 Millionen Syrer Schutz in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern.

"Die Not ist unvorstellbar groß"

Die Organisation fordert von der internationalen Staatengemeinschaft und von Hilfsorganisationen mehr humanitäres Engagement. "Die Not der Menschen ist unvorstellbar groß, und die derzeit geleistet Hilfe in Syrien selbst und den Nachbarländern bei weitem nicht ausreichend", sagte Stöbe. MSF international rechnet für dieses Jahr mit Ausgaben von 31 Millionen Euro für die Syrien-Hilfe.

Stöbe forderte die Bundesregierung auf, sich mehr für das Land zu engagieren. Sie müsse ihren Einfluss geltend machen, damit die syrische Regierung sich mehr für unabhängige Hilfe öffne, sagte er. Alle Konfliktparteien müssten die Unparteilichkeit und Unabhängigkeit von humanitären Helfern respektieren. Krankenhäuser und Ärzte dürften nicht weiter angegriffen werden.

Kliniken werden gezielt beschossen

Im syrischen Konflikt werden Kliniken und medizinisches Personal gezielt beschossen. Der völkerrechtliche Schutz von medizinischen Einrichtungen erodiert laut MSF schon seit Jahren, hat aber in Syrien eine neue Dimension erreicht. Deshalb geht die Organisation bei der medizinischen Hilfeleistung neue Wege. Die Kliniken werden in unauffälligen Wohnhäusern eingerichtet, zusätzlich arbeiten mobile Teams in der näheren Umgebung.

Bis Ende 2012 haben MSF insgesamt drei Kliniken in Syrien aufgebaut. Allein im zweiten Halbjahr 2012 wurden 10.000 Konsultationen und 900 chirurgische Eingriffe durchgeführt. Neben Kriegswunden werden auch immer häufiger gewöhnliche Erkrankungen, Schwangerschaften und chronisch Kranke behandelt.

"Die Menschen haben zudem seelische Traumata, erzählen von Schlafstörungen und Alpträumen", berichtete Stöbe. Viele seien davon schockiert, dass ein Krieg gegen das eigene Volk stattfindet, dass sie gegen Nachbarn und Freunde kämpfen. "Viele Syrer brauchen dringend psychologische Hilfe", sagte Stöbe.

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