Medizin

Ungesundes Osteuropa

ck/dpa
Nachrichten
Osteuropa hat Nachholbedarf in Sachen Gesundheit. Die Länder der ehemaligen Sowjetunion haben sich nach einer neuen Studie zwar verbessert. Die Lebenserwartung bleibt dort aber weiterhin kürzer.

Die Unterschiede beim Gesundheitszustand der Bevölkerung zwischen Ost- und Westeuropa sind heute größer als vor 40 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie, die in der neuesten Ausgabe des britischen Magazins "The Lancet" veröffentlicht wurde.

Regelungen zum Alkohol- und Tabak-Konsum, verbunden mit Fortschritten in der Medizin und der Einführung einer effizienten Gesundheitspolitik hätten in Westeuropa Erfolge gebracht, heißt es in der Untersuchung.

In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sei dieser Fortschritt nicht im selben Maß zu erkennen. Mit Ausnahme der baltischen Staaten sei die Lebenserwartung für Neugeborene dort deutlich kürzer als in Westeuropa - zwölf Jahre weniger für Männer und acht Jahre weniger für Frauen. Erst ab dem Jahr 2000 sei überhaupt ein Fortschritt zu erkennen gewesen. 

Geschichte macht Gesundheit

"Die politische Geschichte Europas hat tiefe Unterschiede bei der Gesundheit der Bevölkerung hinterlassen", heißt es weiter in der Studie. Aber auch im Westen des Kontinents sei nicht alles Gold, was glänze. In einigen Ländern seien große Fehler bei der Gesundheitspolitik gemacht worden, die medizinische Erfolge verzögert hätten.

Der Kampf gegen die Folgen von Tabakkonsum sei zum Beispiel in Deutschland, Österreich und Dänemark verspätet aufgenommen worden. In Finnland und Großbritannien seien Todesfälle in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch zu lange ignoriert worden. 

Die Wissenschaftler der Universität Rotterdam, der London School of Hygiene and Tropical Medicine und vom Europäischen Überwachungszentrum für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik der WHO stellten der Gesundheitspolitik in der ehemaligen Sowjetunion ein besonders schlechtes Zeugnis aus.

Schlimme Zustände in der ehemaligen Sowjetunion

"Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren viele Bereiche der Gesundheitspolitik ernsthaft unterentwickelt", heißt es in der Studie. "Es hat fast gar keine Kontrolle des Tabakkonsums stattgefunden." 

Regelungen zum Alkohol habe es nur sporadisch gegeben. Auch das Bewusstsein dafür, dass eine Ernährung mit wenig Obst und vielen gesättigten Fettsäuren Gesundheitsprobleme machen kann, sei kaum vorhanden gewesen. Dies habe zu einem gehäuften Auftreten chronischer Erkrankungen geführt. 

Besoffen mit Rasierwasser

Der Vorsprung des Westens sei heute noch immer nicht aufgeholt, auch wenn es in einigen Ländern Fortschritte gebe. In Russland werde noch immer als Rasierwasser oder Tinktur verkaufter - und somit unversteuerter - Alkohol getrunken. 

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