Ärzte machen gegen Bürgerversicherung mobil

eb/dpa
Deutschlands Ärzte stellen sich im Bundestagswahlkampf strikt gegen rot-grüne Pläne für eine einheitliche Bürgerversicherung.

Neben der Bundesärztekammer warnte am Sonntag auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) in Hannover davor, die private Krankenversicherung (PKV) aufzugeben. Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sagte: "Wir sind gut beraten, das duale System fortzuführen."

Insgesamt 87 Prozent der Ärzte lehnten die Einführung einer von SPD, Grünen und Linken geforderten Bürgerversicherung ab. Diese sei ein Turbolader für die Zwei-Klassen-Medizin. Langfristig solle das Krankenversicherungssystem aber weiterentwickelt werden. 

Die Ärzteschaft kommt von diesem Dienstag an zum 116. Deutschen Ärztetag in Hannover zusammen. Zuvor bestimmen die Kassen- und Hausärzte an diesem Montag in der niedersächsischen Landeshauptstadt ihre Positionen. 

Bewährtes Nebeneinander soll bestehen bleiben

MB-Chef Rudolf Henke sagte: "Wir setzen uns dafür ein, dass jeder Patient unabhängig von der Wahl seiner Krankenversicherung Zugang zu den gesundheitlichen Leistungen hat, die er aus medizinischer Sicht braucht." Das in dieser Hinsicht bewährte Nebeneinander von PKV und gesetzlichen Kassen solle bestehenbleiben. "Wir wollen, dass mehr Bürger selbst entscheiden können, welche Krankenversicherung für sie die richtige ist, sei es eine gesetzliche oder eine private." 

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warf den Ärzten in Berlin soziale Kälte vor. "Nur eine solidarisch finanzierte Gesundheitsversorgung, zu der sämtliche Einkommensarten herangezogen werden, kann allen Patientinnen und Patienten auch künftig bedarfsgerechte Leistungen garantieren", sagte Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. 

Ökonomisierung ist Kernthema

Montgomery kündigte die Ökonomisierung als Kernthema des Ärztetags an: "Wir erleben einen ökonomischen Druck, der dazu führt, dass das wirtschaftliche Ergebnis von Kliniken und Arztpraxen höher gewertet wird als die erfolgreiche Behandlung der Patienten."

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte von Ärzte und Kliniken Konsequenzen aus dieser Einsicht. "Also müssen Leistungserbringer auf Einkommen verzichten, wenn die Qualität nicht stimmt. Im Gegenzug müssen erfolgreiche Behandlungen auch gut honoriert werden. Gutes Geld für gute Leistung. Wenig Geld für schlechte Leistung."

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