BFB-Konjunkturumfrage Winter 2020

Für jeden vierten Freiberufler hat die Corona-Krise schwerwiegende Folgen

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Jeder vierte Freiberufler ist schwer von der Corona-Krise betroffen. Das zeigt die Konjunkturumfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) vom Winter 2020. Gut ein Viertel bangt um seine Existenz.

Für 45,6 Prozent der Freiberufler hat die Corona-Krise danach schwerwiegende Folgen. Damit hat sich ihre Lage im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Der entstandene wirtschaftliche Schaden ist bereits für 25,3 Prozent von ihnen existenzbedrohend. Da sich seit März letzten Jahres die Aufträge bei den meisten halbiert haben, gehen 13,8 Prozent davon aus, dass sie 2021 nicht überleben werden.

Jeder dritte Betroffene musste betriebliche Rücklagen einsetzen

Auch zahlreiche Stellen sind Corona bereits zum Opfer gefallen, weitere 140.000 Stellen sind bedroht. Jeder dritte Betroffene musste schon betriebliche Rücklagen einsetzen, 7,5 Prozent sogar die eigene Altersvorsorge.

BFB-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Ewer schätzt die Ergebnisse der Umfrage kritisch ein. Vergleicht man die Ergebnisse mit dem Werten der Konjunkturumfrage vom vergangenen Jahr, werde das Ausmaß der Krise für die Freien Berufe deutlich, so Ewer.

"Während Teile der Freien Berufe nach wie enorm gefordert sind, um die Folgen der Pandemie abzuwehren, ist die Lage bei anderen Freiberuflern unvermindert kritisch", erklärt Ewer. Zwar gab es eine leichte Entspannung im Vergleich zum Höhepunkt der Krise im Frühjahrslockdown, aber Ewer befürchtet, dass sich die Lage wieder zuspitzt, vor allem aufgrund der erneut verschärften Einschränkungen seit vergangenem November.

14 Prozent müssen Stellen abbauen

Doppelt so viele Freiberufler wie im vergangenen Winter bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Auch für das erstes Halbjahr 2021 erwarten die meisten der Befragten eine ungünstigere Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Dies wirkt sich Ewer zufolge auch auf die Personalplanung aus: Über 14 Prozent der befragten Freiberufler erwarten, dass sie in zwei Jahren weniger Mitarbeiter haben.    

Viele Freie Berufe nutzen vermehrt digitale Angebote. Allerdings sei der digitale Austausch kein Ersatz für ein persönliches Gespräch und Vertrauensverhältnis zu den eigenen Patienten, Mandanten, Klienten oder Kunden, verdeutlicht Ewer.

Planungssicherheit und Zuversicht fehlen

Teile der Freiberufler mussten sich von Monat zu Monat durchkämpfen und werden nicht mehr lange so weitermachen können, warnt Ewer. Solange die Risiken weiter andauern, bleiben auch die Freien Berufe skeptisch. Ewer fordert von der Politik überlegte Konzepte für Freiberufler, damit sie mehr Planungssicherheit und Zuversicht haben.    

Ergebnisse der BFB-Konjunkturumfrage

Ergebnisse der BFB-Konjunkturumfrage

Aktuelle Geschäftslage

: 42,7 Prozent der Befragten schätzen sie als gut ein, 37 Prozent als befriedigend und 20,3 Prozent als schlecht.

Sechs-Monats-Prognose

: 11,9 Prozent erwarten eine günstigere Entwicklung, 58,5 Prozent einen gleichbleibenden und 29,6 Prozent einen ungünstigeren Verlauf. Vor allem die freien Kulturberufe und die freien Heilberufe sind weniger zuversichtlich. 

Personalplanung:

14,2 Prozent rechnen mit weniger Beschäftigten; 72,2 Prozent gehen davon aus, gleich viele Mitarbeiter zu beschäftigen und 13,1 Prozent rechnen mit mehr Mitarbeitern.

Konjunkturbarometer:

Das Geschäftsklima fällt auf ein sehr niedriges Niveau. Insbesondere, weil die Geschäftserwartung so schlecht ausfällt. 

Aktuelle Auslastung der Kapazitäten:

Für 17,3 Prozent der Befragten sind die Kapazitäten bereits überschritten. 46 Prozent sind zu mehr als 75 Prozent bis 100 Prozent ausgelastet, 16,9 Prozent zu mehr als 50 Prozent bis zu 75 Prozent, 9,6 Prozent zu mehr als einem Viertel bis zur Hälfte und 10,1 Prozent bis zu einem Viertel.

Perspektivische Auslastung:

Von denjenigen, die bereits überausgelastet sind, sind bei 76,7 Prozent die Kapazitäten bis zu einem Viertel überschritten. Bei knapp jedem Fünften zu mehr als einem Viertel bis zur Hälfte und bei 3,8 Prozent um mehr als die Hälfte.

Vergleich der wirtschaftlichen Lage 2020 zu 2019:

45,6 Prozent der befragten Freiberufler gaben an, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert hat. Für 31,7 Prozent gab es keine Veränderung.

Existenzbedrohung aktuell:

Für jeden vierten Freiberufler (25,3 Prozent) ist der bisher entstandene wirtschaftliche Schaden existenzbedrohend, für 74,7 Prozent nicht. 

Aussicht 2021:

13,8 Prozent erwarten, dass der wirtschaftliche Schaden für Unternehmen existenzbedrohend wird. 25,4 Prozent können das nicht abschätzen.

Auftragsrückgang:

Seit März 2020 sind die Aufträge bei elf Prozent der Befragten um mehr als 75 Prozent zurückgegangen. Bei 24,7 Prozent liegt er bei 50 bis 75 Prozent. Das sind die höchsten Werte bisher. 

Stellenabbau

: Weitere 140.000 Stellen sind vom Abbau bedroht. 

Erwartete Normalisierung der Geschäftstätigkeit

: Bei 51,6 Prozent der Befragten normalisierte sich das Geschäftsleben im Befragungszeitraum. 18,1 Prozent erwarten erst nach der Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Impfstoff mit einer Normalisierung. 

Maßnahmen:

34,4 Prozent der Befragten setzten Rücklagen ein, um die Krise abzufedern. 7,5 Prozent mussten ihre Altersvorsorge einsetzen. 22,1 Prozent stoppten Investitionen. 12,3 Prozent beantragten Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter. 21,5 Prozent nutzten Liquiditätshilfen, 5,6 Prozent Corona-Kredite.

Digitalisierung

: 29,1 Prozent erweiterten ihre digitalen Angebote. 

Persönliche Bindung

: Bei 26,3 Prozent verschlechterte sich seit März die persönliche Bindung zu ihren Patienten, Mandanten, Klienten oder Kunden. Für 69,7 Prozent blieb sie gleich. 

Für seine Konjunkturumfrage befragte der Bundesverband der Freien Berufe e.V. (BFB) vom 21. September bis 1. November 2020 rund 1.200 Freiberufler.

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