Neue Daten zum russischen Impfstoff

Sputnik V erzielt bei über 60-Jährigen hohe Schutzwirkung

ak
Gesellschaft
Bei den über 60-Jährigen erreichte der Corona-Impfstoff Sputnik V eine Schutzwirkung von 91,8 Prozent. Im Vergleich zu AstraZeneca ist das eine weit höhere Wirksamkeit.

Das medizinische Fachblatt "The Lancet" hat neue Daten russischer Forscher zu Sputnik V veröffentlicht, wonach das Vakzin in der Phase-3-Studie eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent aufweist. Im Vergleich zu AstraZeneca erzielt der russische Impfstoff eine weit höhere Wirksamkeit und hat nahezu die gleiche Wirksamkeit wie die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer.

Über 20.000 Probanden werden getestet

Das russische Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau griff bei Herstellung des Vakzins auf seine Erfahrungen bei der Entwicklung eines Ebola-Impfstoffs zurück. Deshalb verwendeten sie für Gam-COVID-Vac bei der ersten Dosis das Adenovirus 26 und für die zweite Dosis das Adenovirus 5.

Insgesamt nahmen an der Phase-3-Studie, die an 23 russischen Zentren stattfand, 21.977 gesunde Erwachsene teil, denen im Verhältnis 3:1 zwei Dosen Gam-COVID-Vac oder zwei Dosen Placebo im Abstand von 21 Tagen geimpft wurden.

Laut den aktuell veröffentlichen Zwischenergebnissen erkrankten in den ersten 21 Tagen 16 von 14.964 Teilnehmern (0,1 Prozent) an COVID-19. Im gleichen Zeitraum erkrankten in der Placebogruppe 62 Personen von 4.902 Teilnehmern (1,3 Prozent). Daraus ergibt sich eine Schutzwirkung des Impfstoffs von 91,6 Prozent mit einem 95-Prozent-Konfidenz­intervall von 85,6 bis 95,2 Prozent.

In allen Altersgruppen lag die Schutzwirkung bei über 87 Prozent

Insgesamt lag die Schutzwirkung in allen Altersgruppen über 87 Prozent. Bei allen Probanden über 60 Jahre betrug sie sogar 91,8 Prozent, basierend auf 2 Erkrankungen unter 1.611 Teilnehmern (0,1 Prozent) in der Impfstoffgruppe und 8 von 533 Teilnehmern (1,5 Prozent in der Placebogruppe). Die Studie läuft noch. Insgesamt soll Sputnik V an 40.000 Freiwilligen getestet werden.

Russland hat die fünfthöchsten Fallzahlen

Weltweit beläuft sich die kumulative Zahl bestätigter SARS CoV-2-Infektionen aktuell auf mehr als 103,9 Millionen. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus liegt bei mehr als 2,25 Millionen. Russland ist das fünfte Land nach den USA, Indien, Brasilien und Großbritannien, das weltweit die höchsten Fallzahlen zu vermelden hat: Die Johns-Hopkins-Universität zählt am 3. Februar etwa 3,86 Millionen mit SARS-CoV-2 Infizierte.

Bis heute wurden laut Bloomberg-Ranking weltweit mehr als 104 Millionen Impfstoffdosen gegen das Coronavirus (COVID-19) verabreicht. Davon entfielen mit rund 33,7 Millionen die meisten auf die USA, gefolgt von China mit 24 Millionen und Europa mit 13,48 Millionen Impfdosen. In Russland wurden bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Sputnik V geimpft, der bei zwei bis acht Grad gelagert werden kann.

Russland will 50 Länder versorgen

Auch außerhalb Russlands wird Sputnik mittlerweile in mehr als 15 Ländern eingesetzt, zum Beispiel in Serbien, Paraguay, Argentinien und Venezuela. Mexiko hat Sputnik V eine Notfallzulassung erteilt, wie gestern Abend der Pandemie-Experte des mexikanischen Gesundheitsministeriums, Hugo López-Gatell, verkündete. Ohne Zulassung der europäischen Medikamentenbehörde (EMA) ließ der EU-Staat Ungarn Sputnik V eigenmächtig zu. Russland strebt eine Registrierung in der EU an.

Auf der Website des russischen Gamaleja-Instituts wird berichtet, dass Russland mit seinem Impfstoff 50 Länder versorgen will und eine Herstellung in Indien, Brasilien, China und Südkorea plant. 

Auch die EU und Deutschland erwägen eine Zulassung

Auch die Europäische Union (EU) erwägt eine Zulassung von Sputnik V: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen könnte sich eine mögliche Zulassung vorstellen, wenn die russischen sowie die chinesischen Hersteller alle Daten zu ihren Vakzinen transparent machen, heißt es aus Parlamentskreisen.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich im gestrigen ARD-Interview offen: "Wir haben heute gute Daten gelesen auch von dem russischen Impfstoff." In der EU sei grundsätzlich jeder Impfstoff willkommen, aber er werde nur zugelassen, wenn der EMA die notwendigen Daten vorliegen.

Denis Y Logunov, Inna V Dolzhikova, PhD , Dmitry V Shcheblyakov, PhD, Amir I Tukhvatulin, PhD, Olga V Zubkova, PhD, Alina S Dzharullaeva, MSc et al. Safety and efficacy of an rAd26 and rAd5 vector-based heterologous prime-boost COVID-19 vaccine: an interim analysis of a randomised controlled phase 3 trial in Russia. The Lancet. Published online February 02, 2021. Doi:https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S0140-6736https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S0140-6736

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