Viele selbstständige Zahnärzte und Fachärzte führen Betriebe, welche aufgrund von fehlenden Mitteln (adäquate Schutzkleidung, Mundschutze, Desinfektionsmittel) und Abwesenheit der Patienten zur Eindämmung der Infektion wirtschaftlich kaum noch aufrechterhalten werden können. Zum einen besteht das hohe Infektionsrisiko für die MitarbeiterInnen – die Weitergabe des Virus, solange der Praxisbetrieb normal weiterlaufen soll, aber auch die medizinische und moralische Verpflichtung, den Patienten und Patientinnen zu helfen.
Eine Schließung der Praxen für den Infektionsschutz wäre mit massiven finanziellen Einbußen verbunden, woraus eine Vielzahl von Praxen dauerhaft schließen müsste. Es stellt also keine zufriedenstellende und zukunftsorientierte Lösung in einem Gesundheitssystem dar, welches eh schon weiter ausgebaut und gefördert werden sollte.
Ein Lösungsszenario wäre, wenn die vorhandene Praxisstruktur Deutschlands genutzt wird. Anstatt neue Leute anzulernen und hohe Stundenlöhne zu zahlen, um die Pandemie einzudämmen, und ggf. erkranktes/fehlendes Personal zu ersetzen, wäre dies die Möglichkeit, die Kosten (Fixkosten, Mitarbeiterkosten, Löhne der Zahnärzte/Ärzte selber) weiter zu zahlen und die Praxen selber und auch die Mitarbeiter dort zu schulen, um gebündelt das Gesundheitssystem und die Krankenhäuser zu entlasten. Abstriche sind auch, wenn genügend Schutzanzüge und Güter gestellt werden, in örtlichen Praxen möglich.
Logistisch hätte ein solches System den Vorteil, dass die Terminvergabe wie bisher in den Praxen gewährleistet ist und Menschenansammlungen vermieden werden können. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben ihre Jobs gesichert, die finanzielle Lage für den einzelnen Zahnarzt/Zahnärztin als Unternehmen wäre gesichert, so dass auch nach der Pandemie die Infrastruktur des Gesundheitswesens sich nicht noch weiter verschlechtert.
Jede/r von uns kann einen wichtigen Beitrag leisten! Sei es nun, dass die einen Kollegen/Kolleginnen (die selber Teil der Risikogruppe sind) den Notdienst übernehmen und die zahnärztliche Versorgung gewährleisten, wohingegen andere Abstriche in den eigenen Praxen vornehmen (unter Bedacht des Infektionsschutzes und mit Terminvergabe) und wieder andere, die sich fähig fühlen ggf. im Krankenhaus den ärztlichen Kollegen und Kolleginnen unter die Arme greifen.
Jetzt ist die Zeit zu handeln, da noch Kapazitäten vorhanden sind, Abläufe anzulernen und die Leute zu schulen. Anstatt dass die Praxen ihr Pensum ‧herunterfahren und auf den Kosten sitzen bleiben, wäre dies eine Alternative, die für das komplette Gesundheitssystem von Vorteil wäre. Denn so ist gewährleistet, dass auch nach der Pandemie, die vorhandene Infrastruktur des Gesundheitssystems nicht aus fehlenden finanziellen Mitteln (Insolvenzen der Privatpersonen) noch weiter dezimiert ist und die schon unterbesetzten Krankenhäuser/Kolleginnen und Kollegen zumindest eine leichte Entlastung in ihrem schweren Alltag in diesen Pandemiezeiten erhalten.
Alle Leserbriefe zum Thema COVID-19
Dass die Zahnheilkunde sich in den vergangenen 10 bis 15 Jahren gesundheitspolitisch selbst marginalisiert hat, (...) kann nur die beteiligten Dentisten selbst noch verwundern.
Seit Jahresbeginn sieht die Welt auf Corona, reibt sich ungläubig die Augen, redet und schreibt unablässig über alle erdenklichen Aspekte. (...) Aber wo bleibt die Prävention in der Mundhöhle?
Vielen Dank für den überaus gelungenen Leserbrief meines Kollegen, Herrn Dr. Manfred Gast. Wir Zahnärzte ertragen ja wirklich viel ohne zu murren und zu knurren, aber Corona hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Mit Kollegen diskutiere ich, Zahnärztin und Inhaberin einer Einzelpraxis, seit 25 Jahren, auch die immer wieder geäußerte Forderung nach einem Rettungsschirm für Zahnärzte.
In Krisenzeiten sollte man Bestehendes hinterfragen und Neues unter anderen Gesichtspunkten begutachten. Hier mal eine Anmerkung zu unseren „geliebten“ MVZ...
Letzte Woche habe ich beim Gesundheitsamt Niedersachsen nachgefragt, ob es nicht sinnvoll wäre, die nicht-nötigen zahnärztlichen Behandlungen einzustellen. Es passt nicht zusammen, die Schulen zu schließen und die Praxen für nicht-ernsthaft-Erkrankte offen zu halten. Noch habe ich die versprochene Antwort nicht erhalten, aber ständig denke ich darüber nach – und ich persönlich habe den Eindruck, dass, gerade in Hinblick auf die exponentielle Verbreitung des Virus schnelles, nicht nur konsequentes, sondern auch rigoroses und durchdachtes Handeln von Nöten ist.
Haben wir aus den Erfahrungen der anderen Länder denn gar nichts gelernt? Ja, die Universitäten, Schulen, Kindergärten und Freizeitaktivitäten haben seit Montag (16. März) geschlossen – warum nicht mit sofortiger Wirkung nach dem Beschluss? Und warum haben die Gesundheitsämter (zumindest in Osterholz-Scharmbeck und Hannover) keine 24/7– Telefonhotline, sondern nur Bandansagen, die auf die Geschäftszeiten hinweisen?
Allein die Lesebriefe sind immer interessant zu lesen. Da ist einerseits jemand, der frustriert ist, immer noch nicht als echtes Mitglied der Ärzteschaft angesehen zu werden, andererseits entdeckt jemand anders gerade erst die Belastung des Aerosols mit Keimen und weiß nicht, was man da so machen kann, um sich und die Mitarbeiter zu schützen.
Sehr geehrter Herr Richter, in Ihrem Leitartikel, leider nicht auf der Titelseite, weisen Sie im Fließtext darauf hin, z. B. auf PZRs zu verzichten: Es fehlt der überfällige, dringende Hinweis, zum Schutz der Patienten, der Mitarbeiter und der ZA/ZÄ auch auf Zahnpräparationen (Sprühnebel im Behandlungsraum) für einen gewissen Zeitraum zu verzichten!
Das gesundheitliche und das wirtschaftliche Risiko. Da angeblich sowieso 70 Prozent der Bevölkerung am Coronavirus erkranken werden, ist die Frage weniger ob, sondern lediglich, wann jemand erkrankt. Meine Mitarbeiterinnen treibt vor allem die Sorge vor der Kurzarbeit um. Die Partner habe häufig auch bereits Einbußen, Kredite können nicht mehr bedient werden. Empfehlungen zur Selbsteinschränkung kommen nur aus Quellen, die für die Konsequenzen nicht gerade stehen.
Ich bin angestellte Zahnärztin und jetzt auf Kurzarbeit. Habe mich umgehend beim Gesundheitsamt (Kreis Kleve) gemeldet, um mich dem völlig überlasteten übrigen Gesundheitswesen in der jetzt zwangsweise freien Zeit zur Verfügung zu stellen.
Ich bin z.B. gelernte Rettungssanitäterin, kann Blut abnehmen oder dergleichen. Ich bin mir auch nicht zu schade, eigenhändig den Desinfektionslappen zu schwingen oder in der Pflege eingesetzt zu werden. Bekomme aber die Antwort: "Wat sollen 'wer denn mit ner ZAHNärztin anfangen?!" (Zahnärztin so betont, als handle es sich um Hundekacke am Schuh).
Aber wer uns dazu verpflichtet, muss auch dafür Sorge tragen, dass wir den Infektionsschutz auch einhalten können, und zwar so, wie man ihn von uns fordert! Das KZV-System muss dann aber auch dafür sorgen, dass wir uns selbst, unsere Familien, das Personal und nicht zuletzt die Patienten schützen können!
"In meiner Praxis wird jährlich die Keimbelastung der wasserführenden Systeme der Dentaleinheiten überprüft. Ergebnis: Keimzahl in den Dentaleinheiten gleich NULL..."
In dieser für uns alle außergewöhnlichen Zeit der SARS-CoV-2-Pandemie sollten wir unsere Kräfte bündeln, um diese Krise gemeinsam bewältigen zu können. Viele selbstständige Zahnärzte und Fachärzte führen Betriebe, welche aufgrund von fehlenden Mitteln (adäquate Schutzkleidung, Mundschutze, Desinfektionsmittel) und Abwesenheit der Patienten zur Eindämmung der Infektion wirtschaftlich kaum noch aufrechterhalten werden können. Zum einen besteht das hohe Infektionsrisiko für die MitarbeiterInnen – die Weitergabe des Virus, solange der Praxisbetrieb normal weiterlaufen soll, aber auch die medizinische und moralische Verpflichtung, den Patienten und Patientinnen zu helfen.
„Alle, die im Gesundheitswesen arbeiten, brauchen gerade jetzt unsere volle Unterstützung“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Aber bekommen sie diese auch? Leser Dipl.-Psych. Michael Heckeroth stellt diese Frage in einem offenen Brief an Spahn, der den zm auch als Leserbrief vorliegt – und versucht eine Beantwortung.
Ich habe den Leserbrief von Kollegin Wenningkamp gelesen und ähnliche Erfahrungen gemacht. Ein erfahrener Zahnarzt soll nicht in der Lage sein, sich sinnvoll bei der Bewältigung der Corona-Krise einzubringen?
Vernebelt das Aerosol die Sicht auf das RKI oder werden wir im Nebel stehen gelassen? So kann und müssen wir es doch wohl sehen! Das sonst mit erhobenem Zeigefinger agierende Institut schweigt. Wie kann es denn sein, dass beim „Coronatest“ in voller Schutzmontur gearbeitet werden muss, um ein Wattestäbchen in den Mund zu führen, und im Gegensatz dazu für uns keine Empfehlung zu hören ist, wie wir uns schützen können oder was überhaupt zu tun ist? Systemrelevanz oder Himmelfahrtskommando? Der einzige Berufsstand mit Nähe und Aerosol sind wir.
Sehr geehrter Minister Spahn, mit Dankbarkeit und Überzeugung stelle ich mich jeden Tag auf den Balkon und klatsche all denjenigen zu, die in diesen, für uns alle schwierigen Corona-Zeiten Hilfsbereitschaft zeigen, sich für unsere Mitmenschen einsetzen, ihrer Arbeit im Rahmen des Sicherstellungsauftrags nachgehen und Großartiges für unsere Gesellschaft leisten!
Ich klatsche aber auch inbrünstig für all diejenigen, die keine Solidarität erfahren, die einfach vergessen werden und die bewusst neben dem hochgepriesenen Rettungsschirm platziert werden. Dazu gehören auch meine wunderbaren Mitarbeiter, die sich trotz Sorge um ihre Familien, um sich selbst und um ihre Umgebung täglich bei mir in der Praxis einfinden, um Schmerzen zu lindern, Patienten nicht allein zu lassen und ihrer Versorgungsverpflichtung nachzukommen.
Keine Kommentare