So kommunzieren Ärzte-Teams

Streithähne im OP

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Praxis
Dass im OP auch mal die Fetzen fliegen, ist bekannt. Aber wer zofft sich eigentlich mit wem? Forscher haben jetzt die Streitkultur von Chirurgen untersucht.

Die Psychologen um Laura Jones von der Emory University in Atlanta, Georgia, beobachteten von 2014 bis 2016 das Verhalten der beteiligten Akteure bei 200 Operationen. Dabei erfassten sie in 200 chirurgischen Eingriffen insgesamt 6.348 spontane soziale Interaktionen, bei denen es nicht um technischen Informationen ging.

Prinzipiell werde das Gleichgewicht in OP-Teams sehr stark von den Hierarchien und der Geschlechterzusammensetzung beeinflusst, bilanzieren die Forscher. Konflikte entstehen dabei meist zwischen Personen unterschiedlicher Rangordnung und gleichen Geschlechts.

Am ehesten gebe es Ärger, wenn der Chirurg ein Mann ist und das Team überwiegend aus Männern besteht. Die Hierarchie lautet den Forschern zufolge: Chirurg, Assistenzchirurg, Anästhesist, OP-Schwestern. Außerdem gehen die Konflikte im OP in 80 Prozent der Fälle von Angestellten aus, die in der Hierarchie höher stehen - in zwei Dritteln vom behandelnden Chirurgen.

Streit im OP - die wichtigsten Ergebnisse

Streit im OP - die wichtigsten Ergebnisse

  • Insgesamt 98 Prozent der Konflikte waren niederschwellig - dazu zählten etwa verbale Unterbrechungen oder kurz angebundene Kommunikation.

  • Rivalitäten und Konflikte sind eher typisch zwischen gleichgeschlechtlichen Kollegen als zwischen Männern und Frauen.

  • In 80 Prozent aller Reibereien hatte die Person, die den Zank anzettelte, einen höheren Status. In zwei Dritteln der Fälle ging der Ärger vom behandelnden Chirurgen aus.

Die Forscher stellten indes "alle Arten sozialer Interaktion" fest, darunter neben Gesprächen über technische Aspekte der OP auch Beleidigungen, Flirtversuche und Lästereien. Im Protokoll finden sich aber ebenso friedliche Gespräche und sogar Tanzeinlagen, weil im OP häufig Musik läuft. Die Unterhaltung drehte sich auch um Persönliches, Aktuelles und um die Pop-Kultur.

Ihr Fazit: Neben einer ausgeprägten sozialen Seite blicken die Menschen auf eine lange Entwicklung als soziale Primaten zurück. Verbindliche Regeln könnten daher helfen, das Kooperationsniveau von OP-Teams zu erhöhen.

Laura K. Jones, Bonnie Mowinski Jennings, Melinda K. Higgins, and Frans B. M. de Waal, Ethological observations of social behavior in the operating room, in: PNAS July 2, 2018. 201716883; published ahead of print July 2, 2018.

doi.org/10.1073/pnas.1716883115https://doi.org/10.1073/pnas.1716883115

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