Studie zu digitalen Informationsangeboten

Wie suchen Ärzte medizinische Infos im Internet?

pr
Praxis
Wie kommen Hausärzte im Internet an medizinische Informationen und welche Anforderungen haben sie an das Angebot? Wichtig ist: Die Antworten müssen schnell auffindbar und präzise sein. Oft mangelt es aber auch an der nötigen digitalen Kompetenz.

Für ihre Studie hat ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit der Cochrane Collaboration und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die Situation bei Hausärztinnen und Hausärzten untersucht. Dafür werteten die Autoren 41 qualitative und quantitative wissenschaftliche Arbeiten aus den Jahren 2000 bis 2020 aust.

Hauptproblem ist der berufsbedingte notorische Zeitmangel

Das Hauptproblem, das die Forscher ausgemacht haben, ist der berufsbedingte notorische Zeitmangel. Deshalb müssen Informationen aus dem Internet schnell abrufbar und präzise und knapp formuliert sein. Doch trotz der nötigen Kürze muss deren Qualität stimmen. Informationen sollen übersichtlich, zuverlässig und aktuell sein.

Hausärztinnen und -ärzten ist es der Studie zufolge ein großes Bedürfnis, dass die medizinischen Informationen für den Alltag Relevanz zeigen. Sie legen Wert darauf, dass die Inhalte im täglichen Umgang mit den Patienten auch wirklich anwendbar sind.

Die Vielfalt der Quellen überfordert Ärzte oft

Von der Vielfalt der Quellen fühlen sie sich oft überfordert. Für sie geht es auch darum, die Qualität der im Netz verfügbaren Informationen auch kritisch bewerten zu können. Ferner mangelt es nach Meinung der Ärzte bei den Informationsquellen oft an einer einfachen Navigation der Webseite oder an einer strukturierten Anzeige der Inhalte. Die Informationen für die Ärzte sollten nicht nur rein wissenschaftlich-theoretische Bedürfnisse bedienen, heißt es in der Studie weiter. Die Ergebnisse von Onlinerecherchen müssten einerseits die ärztliche Entscheidungsfindung unterstützen und andererseits der Information der Patienten nützen.

Oft fehlt ihnen auch die nötige Kompetenz

Doch auch die Ärzte selbst müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um an ihre gewünschten Quellen zu gelangen, haben die Autoren der Studie herausgefunden. Oft fehlt den Ärzten die nötige Kompetenz im Umgang mit Onlinemedien. So heben etwa einige Ärzte die Wichtigkeit von CME-Fortbildung heraus, betrachten allerdings gleichzeitig das Internet nicht als primäre Quelle. Sie klagen über technische Schwierigkeiten, wenn es darum geht, Online-Quellen zu nutzen - so etwa beim Log-in.

Manche Ärzte ziehen auch den persönlichen fachlich-kollegiale Erfahrungsaustausch gegenüber einer Onlinerecherche vor. Als weitere Barrieren für den Zugang zu digitalen Informationsangeboten führen Ärzte Kosten, technische Voraussetzungen und Bedienbarkeit auf. Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit Informationen der evidenzbasierten Medizin. Hier besteht bei den Ärzten Nachholbedarf, um die entsprechenden Kompetenzen zu entwickeln.

Digitale Kompetenzvermittlung gehört bereits ins Studium

Das Fazit der Studie: Die Art der Vermittlung von relevanten Informationen für Hausärzte hat bis jetzt nicht mit den Möglichkeiten der Digitalisierung Schritt halten können. Neben weiterer Forschung dazu halten die Autoren es für notwendig, dass bereits im Studium wissenschaftliche und digitale Kompetenzen stärker vermittelt werden.

van der Keylen P, Tomandl J, Wollmann K, Möhler R, Sofroniou M, Maun A, Voigt-Radloff S, Frank L, The Online Health Information Needs of Family Physicians: Systematic Review of Qualitative and Quantitative Studies, J Med Internet Res 2020;22(12):e18816, DOI:10.2196/18816

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