Kinderzahnbehandlung mit oder ohne Erziehungsberechtigte?

Ängstliche Eltern verunsichern ihre Kinder

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ZahnmedizinKinderzahnheilkunde
Haben Eltern Einfluss auf die Angst ihrer Kinder und sollten sie bei zahnärztlichen Behandlungen mit im Raum sein? Diesen Fragen sind Forschende aus der Türkei in einer aktuellen Studie auf den Grund gegangen.

Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass ängstliche Eltern mit ihrer Anwesenheit die Kinder negativ beeinflussen können. Forschende aus der Türkei prüften diese These im Rahmen einer aktuellen Studie und fanden heraus, dass die Anwesenheit ängstlicher Eltern während der Behandlung negative Auswirkungen auf ihre Kinder hat und deren Angst verstärkt.

Behandelt wurde mit und ohne Anwesenheit der Eltern

Für die Studie wurden insgesamt 160 Kinder-Eltern-Paare rekrutiert und zwei Gruppen zugewiesen. Die erste Gruppe umfasste 80 Kinder, deren Eltern einem Zahnarztbesuch eher ängstlich gegenüberstehen, die zweite umfasste 80 nicht-ängstliche Eltern und ihre Kinder.

Alle Kinder wurden im Rahmen der Studie einer zahnärztlichen Behandlung unterzogen, wobei jeweils die Hälfte einer Gruppe in Begleitung eines Elternteils behandelt wurde, die andere Hälfte ohne.

Die Kinder im Alter von vier bis acht Jahren hatten bislang keine invasiven zahnärztlichen Eingriffe, wiesen aber kariöse Defekte auf, die eine Behandlung unter lokaler Anästhesie erforderlich machten. Kinder, die bereits Erfahrungen mit zahnärztlichen Behandlungen hatten, wurden von der Studie ausgeschlossen.

Angst der Eltern korrelierte mit Herzfrequenz der Kinder

Nach einer Erstuntersuchung wurde eine Woche später die Behandlung durchgeführt, wobei die Herzfrequenz der Kinder während des Eingriffs gemessen, eine Videoaufzeichnung angefertigt und das Resultat dann von einem Pädiater ausgewertet wurde. Zudem mussten Kinder anhand einer Skala mit Gesichtern ihr Befinden beschreiben (Wong-Baker Faces Scale).

Angstfreie Eltern wirkten unterstützend …

Die Ergebnisse zeigen, dass die Intensität der Angst der Eltern mit der Herzfrequenz der Kinder korrelierte. Die geringste durchschnittliche Herzfrequenz hatten Kinder, deren Eltern keine Zahnarztangst hatten und bei der Behandlung ihrer Kinder zugegen waren. Die höchste durchschnittliche Herzfrequenz wiesen Kinder der Gruppe auf, die von ängstlichen Eltern während der Behandlung begleitet wurden – bei diesem Teil der Gruppe ohne elterliche Begleitung war die Herzfrequenz indes geringer.

… während ängstliche Eltern ihre Kinder verunsicherten

Aus der Perspektive der behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzte in dieser Studie war der Umgang mit den Kindern leichter, wenn die Eltern nicht zugegen waren. Die Autoren führen ältere Studien an, die bereits festgestellt hatten, dass die elterliche Anwesenheit dazu führen kann, dass die Behandlung häufiger unterbrochen und das Kind in seiner Angst bestärkt würde.

Dem entgegen stehen Studien, die sich für eine Begleitung der Kinder durch ihre Eltern aussprechen, weil dies den Kindern in einer unsicheren Umgebung mehr Halt gebe, wohingegen eine Trennung zu zusätzliche Verunsicherung führen kann. Die vorliegende Studie konnte allerdings zeigen, dass die Anwesenheit ängstlicher Eltern eher dazu führt, dass Kinder sich am Vorbild ihrer Eltern orientieren und deren Ängste adaptieren.

Originalpublikation: Yigit T, Gucyetmez Topal B, Ozgocmen E. The effect of parental presence and dental anxiety on children's fear during dental procedures: A randomized trial. Clin Child Psychol Psychiatry. 2022 Jan 17:13591045211067556. doi: 10.1177/13591045211067556. Epub ahead of print. PMID: 35038278.

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