Kariesdiagnostik: Fehlerrisiko mit Röntgen und QLF

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Zahnmedizin
Wie hoch ist das Risiko, dass gesunde Zähne fälschlicherweise als kariös diagnostiziert werden? Forscher der Charité fanden heraus: Hochsensitive Methoden sind nicht immer die bessere Wahl.

Karies ist oft versteckt und daher schwer zu diagnostizieren. Visuell-taktile Inspektionen mit Spiegel und Sonde reichen dafür oft nicht aus. Präzisere Befunde sollen Röntgenuntersuchungen und moderne Verfahren mittels quantitativer lichtinduzierter Fluoreszenz (QLF) liefern. Die Fluoreszenz ist ein lichtoptisches Phänomen, bei dem bestimmte Materialien, wie zum Beispiel die Zahnsubstanz, nach der Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge selbst aufleuchten.

"Beim Einsatz von Röntgenuntersuchungen oder lichtoptischen Verfahren mit Laserfluoreszenz ist das Risiko einer Fehldiagnose hoch. Das gilt insbesondere bei Personen mit geringem Kariesvorkommen."

„Der Nutzen der gewählten Diagnosemethode für die Gesundheit ist nicht allein abhängig von der Genauigkeit, sondern auch von der anschließend gewählten Behandlungsform und der Kariesanfälligkeit eines Menschen“, sagt Privatdozent Dr. Falk Schwendicke von der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité. Gemeinsam mit seinem Forschungsteam analysierte er anhand eines Computermodells bei Menschen mit geringem und hohem Kariesvorkommen drei verschiedene Detektions- und Therapieverfahren miteinander kombiniert und die Langzeitfolgen. Ergebnis: Beim Einsatz von Röntgenuntersuchungen oder lichtoptischen Verfahren mit Laserfluoreszenz ist das Risiko einer Fehldiagnose hoch. Das gilt insbesondere bei Menschen mit geringem Kariesvorkommen.

Unabhängig von der Methode hat die anschließend gewählte Therapie den größeren Einfluss auf den Gesundheitsnutzen: Stets invasiv vorzugehen, kann weniger Zähne erhalten und ist zudem kostenintensiver als eine Behandlung der betroffenen Stellen mit Fluoridlack oder einer Kariesversiegelung. „Die Kombination von visuell-taktiler Inspektion oder Röntgenuntersuchung mit einer Kariesversiegelung hat die höchste Wahrscheinlichkeit, effektiv zu sein“, bilanziert Schwendicke. Die Studienergebnisse legen nahe, Methoden zur Kariesdiagnose nicht nur hinsichtlich ihrer Genauigkeit zu bewerten, sondern auch den Langzeitnutzen zu berücksichtigen.

Falk Schwendicke, Michael Stolpe, Hendrik Meyer-Lueckel, Sebastian Paris. Detecting and Treating Occlusal Caries Lesions: A Cost-Effectiveness Analysis. Journal Dental Research. Feb. 2015, Vol.94(2) 272-80. doi: 10.1177/0022034514561260.

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