Leitartikel

Aus Fehlern klug werden

Christoph Benz
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

aus Fehlern lernt der Mensch bekanntlich mehr als aus Erfolgen. Und zwar dank des Überraschungsmoments, wenn wir entdecken, dass wir aus einer Sache falsche Schlüsse gezogen haben. Wenn also etwas schief geht, wissen wir, was beim nächsten Mal besser laufen soll. Dazu muss nicht immer erst ein großer Schaden entstanden sein, auch Kleinigkeiten reichen.

Und: Dazu muss man diese Erfahrungen nicht unbedingt selbst gemacht haben, es hilft, darüber von anderen zu lesen. Unter dieser Maßgabe ist das neue zahnärztliche Berichts- und Lernsystem „CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ entstanden. Es ist Anfang des Jahres – mit bereits erfreulichem Zuspruch aus der Kollegenschaft – gestartet. Das Online-Berichtssystem ist ein Instrument von Zahnärzten für Zahnärzte. Sie können auf freiwilliger Basis anonym und sanktionsfrei über unerwünschte Ereignisse aus ihrem Praxisalltag berichten, sich informieren und austauschen. Sie erhalten Tipps und Anregungen von Kollegen, die über ihre Ereignisse und Erlebnisse berichten. Also eine Art Qualitätszirkel, an dem man sich in seiner Praxis vom Schreibtisch aus beteiligen kann.

Berichts- und Lernsysteme gibt es schon lange, etwa in der Industrie, in der Luft-fahrt, im Krankenhausbereich, bei der Ärzteschaft – und jetzt auch bei den Zahnärzten. Jeder Vorfall aus dem Behandlungsalltag, von dem der Zahnarzt sagen kann „Das war eine Gefährdung für das Wohlergehen meines Patienten – so etwas soll nicht wieder passieren“, ist ein unerwünschtes Ereignis. Und darüber soll dann im Online-Portal berichtet werden, damit Kollegen daraus lernen können. Man muss Probleme nicht verschweigen, kann Fehlerketten analysieren und für sich Konsequenzen ziehen.

Wohlgemerkt: Es geht nicht um Behandlungsfehler! Es geht um kritische Ereignisse, die durch besondere Umstände entstehen, obwohl man grundsätzlich richtig unterwegs war.

Seit zwei Jahren gibt es die gesetzliche Grundlage, die den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beauftragt, in Richtlinien zum einrichtungsinternen Qualitätsmanagement Mindeststandards zum Fehlermanagement auch in den zahnärztlichen Praxen festzulegen. Ein Fehlermeldesystem ist Teil dieses Fehlermanagements, wenn auch für den Zahnarzt freiwillig. Damit kommt nichtsdestotrotz eine Fremdbestimmung mit ins Spiel – der Berufsstand entscheidet nicht mehr allein, was er unter Qualitäts- und Fehlermanagement versteht, sondern der Gesetzgeber greift ein. Es liegt an uns Zahnärzten, diese Vorgaben so zu händeln, dass wir den Gestaltungsspielraum, der uns bleibt, auch ausfüllen. Denn alles, was wir verweigern, wird uns letztlich durch die Hintertür seitens der Politik aufgedrückt.

Nutzen wir also die Chancen, die uns das Berichts- und Lernsystem „CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ bietet. BZÄK und KZBV haben das System so entwickelt, dass viel Handlungsspielraum für den Zahnarzt bleibt. Wir würden uns freuen, wenn das Online-Portal www.cirsdent-jzz.de von der Kollegenschaft rege genutzt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Christoph Benz

Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer

Dr. Jürgen Fedderwitz

Stellvertretender Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung

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