Lachgassedierung

"In den USA ist Lachgas Standard"

Während Lachgas in deutschen Zahnarztpraxen längst nicht flächendeckend angewendet wird, sieht das in den USA ganz anders aus. Dort erlernen bereits Studenten den Umgang mit Lachgas – und das beinahe überall. Dr. Jacqueline Esch kennt die Situation. Die Spezialistin für Kinder- und Jugendzahnheilkunde ist zertifizierte Lachgastrainerin und hat ein „Continuing Education Program for Pediatric Dentistry“ in Newark, USA, absolviert.

Warum wird Lachgas in den USA flächendeckend angewendet?

Dr. Jacqueline Esch:

Das liegt daran, dass die Lachgas-Anwendung in den USA eine längere Tradition hat. Dort hat man eigentlich nie aufgehört, Lachgas zu benutzen. Fragen Sie in Deutschland ältere Zahnärzte, sagen die, dass sie früher auch Lachgas in der Praxis hatten. Lachgas wurde verwendet, um auf Lokalanästhetika zu verzichten oder aber um davon weniger zu verwenden. Da es für diesen Zweck zu wenig analgetisch war, hat man es einschlafen lassen. In den USA dagegen ist Lachgas eine Standardanwendung für Angstpatienten, fast 90 Prozent der Zahnärzte wenden es an.

Wird die Lachgasanwendung in den USA an der Universität gelehrt?

Ja. Jeder amerikanische Student hat Lachgas im Studium verwendet, weil es an den Universitäten an den Behandlungseinheiten vorgehalten wird. In Deutschland gibt es kaum eine Universität, die Lachgas vorhält. Und sowohl die Fortbildungen als auch die Einrichtungen in der Praxis sind mit Kosten verbunden.

Und aus welchem Grund wird Lachgas hierzulande aktuell wieder stärker eingesetzt?

Es nimmt wieder zu, weil man es nicht mehr zur Schmerzausschaltung nutzt, sondern um den Patienten leicht zu sedieren, sprich ihn zu entspannen. Die wichtigste Wirkung, die wir Zahnärzte vom Lachgas haben wollen, ist die Anxiolyse.

Ist die Lachgasanwendung leicht zu erlernen?

Es geht nicht auf Knopfdruck. Neben der Lachgasfortbildung muss ich auch eine gewisse Ausbildung im Bereich der Verhaltensführung haben, damit ich das Lachgas sinnvoll anwenden kann. Deshalb ist es wichtig, dass die Anwender gute Kurse besuchen.

Zu beobachten ist, dass bundesweit immer mehr Kurse in diesem Bereich angeboten werden. Wichtig sind dann das praktische Anwenden in der Zahnarztpraxis und das Üben am Patienten. Mehrtägige Kurse sind sinnvoll. Es wäre gut, wenn man sich nach den Vorgaben des Council of European Dentists richten würde. Die schweizerische, die österreichische und die deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde arbeiten derzeit an einem gemeinsamen Konsens für die Ausbildung.

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