Eine 19-jährige, ansonsten gesunde Patientin stellte sich zur weiteren Abklärung einer unklaren Veränderung im linken aufsteigenden Unterkieferast vor, die im Rahmen einer Routinekontrolle beim Hauszahnarzt in der Panoramaschichtaufnahme aufgefallen war (Abbildung 1). Anamnestisch gab die Patientin keine Beschwerden (Schmerzen) an, sie verspüre lediglich ein leichtes Druckgefühl. Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich inspektorisch keine Auffälligkeiten. Es lagen weder Sensibilitätsstörungen im Ausbreitungsgebiet des Nervus alveolaris inferior links inklusive der Zähne noch Lockerungen derselben vor.
In der alio loco durchgeführten Panoramaschichtaufnahme präsentiert sich eine inhomogene, jedoch scharf abgrenzbare, knapp 3 cm x 5 cm große Raumforderung distal des Zahnes 38. Die Raumforderung erstreckt sich vom verlagerten Zahn 38 an der Vorderkante des aufsteigenden Unterkieferastes entlang bis knapp unterhalb die Inzisura semilunaris reichend. Nach distal nimmt sie etwa zwei Drittel des aufsteigenden Unterkieferastes ein, so dass der Kanal des Nervus alveolaris inferior nach caudal distal verlagert und verengt erscheint. Die Raumforderung ist nach außen scharf abgegrenzt und es wirkt, als sei um diese – bis auf die anterioren Bereiche zur Kante des aufsteigenden Kieferastes – ein feiner transluzenter Randsaum.
Die Raumforderung selbst ist insgesamt inhomogen, zeigt aber in sich homogene, partiell wolkige opake Areale, die zahndicht erscheinen und weitere darin befindliche transluzente Areale erkennen lassen. Der benachbarte Zahn 38 ist komplett retiniert und verlagert.
Digitale Volumentomografie zur Abklärung
Zur Verifizierung des genauen Nervverlaufs wurde eine weiterführende digitale Volumentomografie angefertigt, in der man neben dem Nervverlauf nochmals gut die scharf abgegrenzte Struktur mit sowohl zahndichten als auch weichgeweblichen Anteilen nachvollziehen kann. Fast überall lässt sich ein abgrenzbarer Randsaum erkennen (Abbildung 2-4). In der Transversalen ist der Unterkiefer im Vergleich zur kontralateralen Seite deutlich aufgetrieben.
Operativ wurde neben der Osteotomie der Weisheitszähne die Raumforderung über eine marginale Inzision mit Weiterführung auf dem aufsteigenden Unterkieferast dargestellt und sukzessive entfernt, wobei diese sich nur sehr schlecht aus der Umgebung mobilisieren ließ (Abbildung 5).
Die histopathologische Untersuchung bestätigte den klinischen Verdacht eines ossifizierenden Fibroms (Abbildung 6).
Postoperativ berichtete die Patientin – erwartungsgemäß – über leichte Kribbelparästhesien, ansonsten war der weitere Verlauf komplikationslos.
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