Leitartikel

Wachsamkeit und gute Argumente

Christoph Benz
,
Peter Engel
,
Dietmar Oesterreich
Die Bundestagswahl 2017 wirft bereits jetzt ihre Schatten voraus. Die BZÄK arbeitet mit Hochdruck daran, einen Forderungskatalog für die Politik aus Sicht der Zahnärzteschaft zu entwickeln.

Er wird die Ergebnisse der Bundesversammlung am 18. und 19. November in Berlin mit einbeziehen und Anfang 2017 vorgestellt. Im Fokus werden dabei die Big Points stehen, die für den Berufsstand zentral sind – unabhängig davon, wie die Wahlen zum BZÄK-Präsidium auf der Bundesversammlung ausfallen.

Das Gesundheitswesen steht derzeit vor sehr dynamischen Entwicklungen. Blickt man auf die nationale Ebene, bahnt sich mit dem geplanten GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz (GKV-SVSG) ein Weg an, der mit Sorge zu betrachten ist. Selbstverwaltung ist – egal ob in der Kammer oder in der GKV – ein wichtiger Baustein gelebter Demokratie. Wenn der Gesetzgeber jetzt daher geht und im SGB V immer mehr die Rechtsaufsicht des BMG in eine Fachaufsicht münden lässt, hat das Auswirkungen auf unser System. Es bedeutet eine schleichende Entmündigung unserer freiberuflichen Strukturen durch immer mehr staatliche Kontrolle. Ein Schritt, vor dem wir als Kammer nur massiv warnen können.

Druck kommt auch von europäischer Ebene. Die EU-Kommission betrachtet die Berufszugangs- und Berufsausübungsregeln der Freien Berufe in Deutschland als ein Wachstumshemmnis und will in diesem Bereich deregulieren. Im Interesse von Patientenschutz und Qualitätsansprüchen ist aber das, was Europa unter Zugangshürden versteht, bei Heilberuflern sehr wohl überlegt und bewährt. Weitere Eingriffe dürfen nicht passieren. Hier sind Wachsamkeit und gute Argumente gefordert.

Umbrüche entstehen im Gesundheitswesen durch die wachsende Digitalisierung und rasante technische Entwicklungen. Mehr digitale Technik bringt überproportional größere Herausforderungen – auch für die Praxen. Problematisch wird die Digitalisierung beim Umgang mit sensiblen Daten, die in unserer Gesellschaft freigiebig verteilt werden. Und die Gefahr laufen, auch kommerziell orientierten Unternehmen überlassen zu werden. Wir Zahnärzte müssen die Patienten vor den mit der Digitalisierung einhergehenden Risiken warnen. Die Kammern werden auf die Politik einwirken, damit das Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patienten nicht gestört wird. Die BZÄK beabsichtigt, einen Ethikrat zu gründen, um auch auf diese Grundsatzfrage Antworten zu geben.

Prävention ist ein Bereich, den wir aus unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung heraus sehr ernst nehmen. Dabei liegt unser Fokus auf Patientenzuwendung und -orientierung. Unsere Erfolge im präventiven Bereich – die gerade wieder durch die neue DMS V-Studie eindrucksvoll belegt wurden – zeigen sich über alle Bevölkerungsgruppen hinweg. Dennoch gibt es Herausforderungen, die wir zu stemmen haben. Es geht zum Beispiel um die Polarisierung des Erkrankungsrisikos in sozial schwachen Bevölkerungsgruppen. Unter dem Stichwort Chancengleichheit wollen wir diesen Gruppen – dazu zählen auch Menschen mit Migrationshintergrund – niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten zur Betreuung zukommen lassen. Hier ist der Setting-Ansatz in Kitas und Schulen wichtig. Für die Betreuung von Menschen mit Pflegebedarf haben wir zusammen mit der KZBV mit dem AuB-Konzept die notwendigen Grundlagen für die politischen Schritte vorgelegt. Jetzt geht es darum, auch die Pflegekräfte und Angehörigen in die Betreuung mit einzubeziehen. Ein weiteres Feld: die Senkung der Parodontitisprävalenzen. Hier kommt es viel auf das Verhalten der Patienten an. Mit einer bevölkerungsweiten Kampagne werden wir zur Aufklärung über die Krankheitswahrnehmung beitragen.

Wir fordern eine Gesundheitspolitik, die mit Sachverstand und Weitblick agiert, und die die adäquaten Rahmenbedingungen für die zahnärztliche Berufsausübung garantiert. Das ist unsere klare Erwartung an die Bundestagswahlen 2017. Und dafür setzt sich die BZÄK mit ihren Kompetenzen und Konzepten für die Kollegenschaft ein.

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